Evangelische Akademien Deutschland
17. März 2018 | Empowered by Democracy

Wir sind da!

Land-Erkundungen im Projekt "Empowered by Democracy"


Bei klirrender Kälte vergnügt im Wald

Bei klirrender Kälte vergnügt im Wald

Wir sind da! Doch wer ist „wir“, und wo ist „da“, wenn sich Jugendliche aus vielen verschiedenen Herkunftsländern mit diversen Geschichten, Erfahrungen und Hoffnungen auf den Weg begeben, zum Beispiel, um das Landleben zu erkunden?

Bereits zum dritten Mal waren Jugendliche aus so genannten Sprachlernklassen gemeinsam mit ihren Lehrkräften an der Evangelischen Akademie Loccum zu Gast, um ein Wochenende lang mehr zu erfahren – über dieses Land, über das Leben auf dem Lande, über sich selbst. Dieses Mal waren es 19 Jugendliche, 13 Jahre alt oder 17 oder irgendwo dazwischen. Was sie verbindet, ist mindestens dies: Sie sind nicht in Deutschland geboren, sie leben noch nicht lange hier, und sie müssen die deutsche Sprache erlernen. Was sie unterscheidet: Sie kommen aus Syrien, dem Irak, aus Afghanistan, Vietnam, dem Iran und Eritrea. In Deutschland sind sie seit einem Jahr oder auch erst seit einem Monat, wenige leben hier mit ihren Familien, die meisten ohne, in Pflegefamilien oder in Heimen. Ihre Geschichten sind oft Fluchtgeschichten.

Was geht?

Was ist möglich bei so viel Vielfalt? Wie lassen sich Inhalte darstellen und Methoden vermitteln, wie geht Teilhabe und Beteiligung, wenn mindestens 9 von 19 noch kaum Deutsch verstehen, geschweige denn sprechen? In diesem Jahr lautet die Antwort so: mit Jugendlichen, die schon einmal hier waren und sagen, dass es hier cool ist, und die helfen beim Übersetzen und Vermitteln; mit Lehrer*innen, die motiviert sind, ein langes Wochenende mit ihren Schüler*innen hier zu verbringen und die für sie da sind, wenn es Konflikte oder Sorgen gibt; mit Referent*innen, die sich auskennen mit Vielfalt, nicht zuletzt wegen ihrer eigenen Herkunft und Geschichte, und die unterstützen weit über ihren Auftrag hinaus.

Land-Erkundungen im Drinnen und Draußen

Tanzperformance

Üben für die Tanzperformance

Die Akademie haben die Jugendlichen als einen Ort erfahren, der offen für sie ist– ebenso wie für viele andere Menschen. Das bedeutete, dass Vieles möglich ist: Spiele, Tanz, Theater, Party, Gespräche – und dass dies nötig ist: Rücksicht nehmen auf andere und Regeln einhalten, auch wenn sie zum Teil fremd erscheinen.

Den Wald haben sie als einen weiten Raum erlebt, in dem es auch bei Schnee und klirrender Kälte im März Spaß macht zu klettern und zu schnitzen. Und sie haben erfahren, dass der Wald nicht nur für sie da ist, sondern für das gesamte Ökosystem und auch für die Wirtschaft.

Das Kloster haben sie als Ort entdeckt, der für jede und jeden einzelnen da ist, ein Ort, an dem es möglich ist, Fragen zu stellen, sich fremd zu fühlen oder nah, Kerzen anzuzünden oder Wunschsteine abzulegen.

Sich selbst haben sie mit Stolz als eine Gruppe wahrgenommen, in der ein WIR entstehen kann durch Üben und immer wieder Üben von Tanzbewegungen, von Gesang und Rhythmus, sodass am Ende eine Performance steht mit einem Appell an Vielfalt und Toleranz.

Viele kleine und größere Schritte auf ihrem Weg in diesem Land, in dieses Land …

Kontakt: Petra Steinberg-Peter