In Deutschland haben mittlerweile bis zu 40 Prozent aller Kinder eine Migrationsgeschichte und sind Person of Color. Sie können also eigentlich gar nicht übersehen werden. Denn sie sind in unseren Kindertagesstätten, in unseren Konfirmand*innen-Gruppen, in unserer Jugendarbeit, bei unseren Jugendfreizeiten und wenn wir genauer hinschauen auch als Erwachsene in unseren Gemeinden.
Nur: Viele Menschen of Color fühlen sich in der Kirche nicht dazugehörig. Und darum kommen sie nicht dauerhaft in die Gottesdienste und Veranstaltungen und sind nur ganz vereinzelt in den Kirchengemeinderäten vertreten oder in den Synoden. Woran liegt das? Was hält sie davon ab zu kommen und zu bleiben?
Gibt man Menschen of Color die Chance zu erklären, wie es ihnen in der Kirche geht, dann sprechen sie davon, dass sie nicht gehört werden. Ihre Sicht auf biblische Texte und Auslegungsgeschichte ist anders als die der weißen Mehrheit.
Menschen of Color sprechen auch darüber, wie ihnen nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch in den Gemeinden Ablehnung und Ausgrenzung widerfährt: Immer noch werden Begriffe und Aussprüche, Sprichwörter und Lieder benutzt, die Menschen of Color diskriminieren, verletzen und herabwürdigen. Sie berichten darüber hinaus davon, wie schmerzhaft es ist, wenn in Predigten, Ansprachen, Verlautbarungen und Veröffentlichungen zwar über Menschen of Color gesprochen wird, sie aber mit ihren eigenen Vorstellungen und Ideen von Kirche nicht selbst sprechen oder schreiben können. Wer sich aber nicht äußern kann, wird nicht wahrgenommen.
Menschen of Color haben einen anderen Blick auf unsere kirchliche Praxis. Und wenn sie nicht zu Wort kommen, kommen diese vielfältigen Sichtweisen nicht vor. Wenn wir als Kirche darauf verzichten wollten, würden wir jedoch die gesellschaftliche Realität unserer Tage nicht anerkennen.
Wir haben Lust mit Ihnen darüber nachzudenken, wie unsere Kirche in Zukunft ein zu Hause für alle werden kann. Was bedeutet es, die Aussage von der Gottesebenbildlichkeit (1. Mose 1,27) auf alle Menschen zu beziehen und dabei als weißer Mensch einen theologischen Perspektivwechsel zu vollziehen, damit Menschen of Color in Theologie und kirchlicher Praxis wahrgenommen werden, vorkommen und mitgestalten können? Zu fragen ist auch, inwiefern die Grundgedanken des Evangeliums von Gerechtigkeit, Solidarität, Gleichwürdigkeit in unserer derzeitigen kirchlichen Welt wirklich auf alle Menschen bezogen werden und was sich in den Strukturen unserer weißen Kirche, was in den Köpfen und in der Haltung ändern muss.
Die Tagung lässt haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende (Pastor*innen und Kirchenmusiker*innen, Pädagogische Fachkräfte und Diakon*innen, Mitglieder im KGR und andere in den Kirchengemeinden Aktive) der Nordkirche aufmerksam darauf werden, wie struktureller Rassismus Türen für Menschen of Color verschließt. Wir wollen gemeinsam Wege finden, wie dem alltäglichen Rassismus begegnet werden kann und Handlungsoptionen für das eigene Arbeitsfeld entdecken. Damit Kirche auf allen möglichen Ebenen wirklich ein Ort für alle werden kann.
Referent*innen und Beteiligte:
Pastorin Daniela Konrädi, Kirchengemeinde Bergedorf
Pastorin Joy Devakani Hoppe, Kelly Thomsen, Bereich Bildung des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein,
Anupama Hial, Nicolas Moumouni, Dietrich Gerstner, ZMÖ,
Sina Balke-Juhn, Medienakademie der Nordkirche
Britta Hemshorn de Sánchez, Pädagogisch-Theologisches Institut der Nordkirche
Zeit: 27. April 2023 um 11:00 - 28. April 2023 um 16:00
Ort: Christian Jensen Kolleg, Kirchenstraße 4-13, 25821 Breklum
Veranstalter: Evangelische Akademie der Nordkirche, kontakt@akademie.nordkirche.de
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