Ist eine «politisch nachhaltige» Unternehmensführung heutzutage Teil eines guten Managements? Corporate Political Responsibility (CPR) bezeichnet einen Abgleich von Geschäftszwecken mit politischen Normen und Interessen. Es geht dabei nicht mehr nur um Diversitätsmanagement, sozial und ökologisch motiviertes Engagement, sondern darum, Unternehmen als Akteure in und für eine demokratische Kultur zu begreifen - auch zur Pflege ihrer eigenen Existenzvoraussetzungen. Dazu zählen etwa die Verpflichtung auf die Förderung von Menschenrechten, auf eine freiheitliche Gesellschaft oder auf die Qualität des öffentlichen Raums (Stichwort: Bekämpfung von «hate speech»).
Was bedeutet es für Unternehmen, sich an der Durchsetzung politisch erwünschter Normen zu beteiligen? Wie verändert sich das Wesen von Märkten, wenn Firmen und Konzerne sich staatliche Aufgaben der Daseinsvorsorge mit übernehmen? Ist dies überhaupt erwünscht, da Unternehmen doch keine demokratisch gewählten Akteure sind?
Diese Fragen sind von hoher Brisanz, da sich Handelsbeziehungen zunehmend zu einem Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik entwickeln. Unternehmen wird durch Taxonomien (Beispiel ESG) und Regulierungen (Beispiel Lieferkettengesetz) nicht mehr nur Regelkonformität, sondern auch politische und normative Konformität vorgegeben. Wirtschaftliche Sanktionen wurden bereits vor dem Angriff auf die Ukraine beständig ausgeweitet. Dem Wert des Freihandels wird zunehmend seine politische Riskanz entgegengesetzt. Mit «Friendshoring» sollen Geschäfte nur noch mit als vertrauenswürdig eingestuften Partnern geführt werden. Unternehmen werden damit auf das Ziel der «politischen Konvergenz» verpflichtet, wie es zuerst US-Finanzministerin Janet Yellen vorschlug.
Ist Corporate Political Responsibility also ein demokratisches Muss oder eine Rutschbahn in Richtung politischer Linientreue in Unternehmen («Mainstreaming»)? Was ist Unternehmen in der aktuellen Weltlage abzuverlangen, und was heißt das für das Verhältnis von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft?
Zeit: 19. Januar 2023 um 11:00 - 20. Januar 2023 um 14:00
Ort: Kath. Akademie in Berlin, 10115 Berlin
Veranstalter: Evangelische Akademie zu Berlin, 030/203 55-0, eazb@eaberlin.de
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