Der 11. September 2001 markiert einen Wendepunkt in der internationalen Politik. Bei den Anschlägen, die die Vereinigten Staaten von Amerika an diesem Tag erschütterten, verloren über 3000 Menschen ihr Leben. Die Twin Towers, Ikonen des American Way of Life, stürzten vor den Augen einer Weltöffentlichkeit an den Fernsehbildschirmen in Echtzeit ein. Islamistischer Terrorismus und Sicherheitsdebatten, neue Gesetzgebungen und «Krieg gegen den Terror» (George W. Bush) avancierten rund um den Globus zu bestimmenden Themen. Neue ideologische und weltpolitische Konfliktlinien wie auch kulturelle Abgrenzungen manifestierten sich, der Nahe und Mittlere Osten wurde hierbei zur Schlüsselregion.
Im Sicherheitsempfinden und Selbstverständnis westlicher Gesellschaften hinterlässt der 11. September bis heute Spuren. Neue Feindbilder, Unsicherheit und Ängste schüren islamfeindliche Ressentiments, die auch in aktuellen Debatten um Migration und Integration ihren Niederschlag finden. Die eigenen Werte einer offenen, freien, zivilisierten und friedlichen Gesellschaft haben westliche Staaten durch ihr innen- wie außenpolitisches, insbesondere aber militärisches Handeln immer wieder unterminiert. In dem nahezu lautlosen Truppenabzug aus Afghanistan, der im Herbst 2021 abgeschlossen sein soll, spiegelt sich das Ende einer Mission, die ihrem eigenen Anspruch nie gerecht wurde. Die Folgen für das Land, ja die Region, sind kaum absehbar. Eine selbstkritische Auseinandersetzung zwei Jahrzehnte nach 9/11 tritt hinter Themenkonjunkturen anderer globaler Herausforderungen zurück.
Wie hat der 11. September 2001 Weltpolitik, Regionalpolitik und Innenpolitik geprägt? Welche Spuren finden sich in aktuellen Debatten, aber auch im Selbstverständnis und Wertekanon westlicher Gesellschaften? Wie erst der Einmarsch und nunmehr der Abzug internationaler Truppen aus Afghanistan zu bewerten? Welche Bedrohungen gehen heute von politischem Islamismus und islamistischem Terrorismus aus? Besiegelt 9/11 den Anfang vom Ende des Westens?
Referent
Dr. Guido Steinberg ist Islamwissenschaftler. Nach dem Studium an der Universität zu Köln und der Universität Damaskus wurde er mit einer Arbeit zu Religion und Staat in Saudi-Arabien. Die wahhabitischen Gelehrten 1902-1952 an der Freien Universität Berlin promoviert. Von 2002 bis 2005 war er im Referat Internationaler Terrorismus im Bundeskanzleramt tätig, seitdem in der Forschungsgruppe Naher Osten und Afrika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Als Gutachter für die Bundesstaatsanwaltschaft wirkt er u. a. an Verfahren im Zusammenhang mit internationalem Terrorismus mit. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Artikel zur Region des Nahen und Mittleren Ostens, Islamismus und Terrorismus.
Moderation
Dr. Julia Gerlach Studienleiterin Demokratie, Wirtschaft und Soziales
Technik
Die Online-Veranstaltung wird mittels der Videokonferenzsoftware Zoom durchgeführt. Sie können Zoom vorab auf Ihrem Gerät testen. Den Zugangslink übersenden wir Ihnen kurz vor dem Termin per E-Mail. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an uns.
Anmeldung
Kerstin Dreyer: akademie@evlks.de
Zeit: 9. September 2021 um 18:00
Ort: Online-Veranstaltung
Veranstalter: Evangelische Akademie für Land und Jugend, 02681/9516-0, info@lja.de
Zur Veranstaltung bei der Akademie