Die Bewältigung der Corona Krise hat die Schwachpunkte unserer gesellschaftlichen Systeme deutlich ans Licht gebracht. Oft genug trat dabei nur zutage, was auch vorab schon bewusst war: Die Komplexität der Lage überfordert. Die Wirkungen dieser andauernden Überforderung sind deutlich spürbar. Erschöpfte Seelen, ermüdende Debatten, klaffende Gräben in Familien, Freundeskreisen und Kirchgemeinden. Gibt es den größeren Zusammenhalt in der Gesellschaft und wenn ja wie: als anzustrebendes Projekt, als zu betrauerndes Ideal, als überfordernde Utopie? Was geschieht mit den aufgebrochenen Gräben? Müssen wir mit diesen ebenso leben lernen wie mit dem Virus selbst?
Der Fachtag erkundet Weltanschauungsfragen, die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zutage getreten sind.
Der Fachtag schließt ab 16.30 Uhr mit einem öffentlichen Vortrag von Prof. Dr. Armin Nassehi, der auch unabhängig vom Fachtag besucht werden kann.
Prof. Nassehi, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, entfaltet in seinem jüngsten Buch «Unbehagen» seine «Theorie der überforderten Gesellschaft». Der stetige Ruf nach mehr Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt entspringt unserem sehnlichsten Wunsch, kollektiv handeln zu können. Aus dem Unbehagen angesichts der offensichtlichen Unmöglichkeit eines solch abgestimmten Handelns folgert Nassehi die Überforderung der Gesellschaft durch sich selbst. Die moderne Gesellschaft kennt keinen Ort, an dem ihre unterschiedlichen Funktionslogiken nachhaltig aufeinander abgestimmt werden können.
Im Rahmen der Veranstaltung wird der Werner-Krusche-Hochschulpreis der Arbeitsgemeinschaft KONFESSIONEN – RELIGIONEN – WELTANSCHAUUNGEN verliehen.
Zeit: 15. Oktober 2022 um 9:30 - 16:00
Zur Veranstaltung bei der Akademie