Missions- und Kolonialgeschichte sind eng miteinander verflochten. Missionare zogen im 19. Jahrhundert in weite Teile der Welt unter den Bedingungen des politischen Kolonialismus aus. Sie mussten sich – unterstützend, kollaborierend, duldend oder distanzierend – zu den Kolonialmächten verhalten. Zweifellos ist Mission daher Teil der Kolonialgeschichte. Wahr ist aber auch, dass sich das Verhältnis von Mission und Kolonialmächten abhängig von Ort, Zeit und Akteur*innen ganz verschieden gestaltete. Hinzu kommt, dass heute in Deutschland und in den damaligen Missionsgebieten ganz unterschiedlich an diese Zeit erinnert wird. Was aber heißt das für die heutige Erinnerungskultur von Institutionen, deren eigene Geschichte sich mit der Kolonialgeschichte kreuzt? Das ist Ausgangspunkt einer Gesprächsreihe, zu der die Evangelische Akademie zu Berlin und das Berliner Missionswerk einladen.
Die Geschichte der christlichen Missionen in Afrika und anderen Teilen der Welt lässt sich auf viele verschiedene Weisen erzählen. Eine Möglichkeit besteht darin, die Zeugnisse ihrer materiellen Kultur als Ausgangspunkt zu nehmen. An ihnen lässt sich die Verflechtung von Mission, Kolonialismus und lokaler afrikanischer Einflussnahme im 19. und 20. Jahrhundert aufzeigen.
Anhand eines Beispiels aus der Berliner Mission in Südafrika geht am zweiten Abend unserer Gesprächsreihe die Historikerin Lize Kriel dieser verflochtenen Geschichte nach. Dazu zeichnet sie die Herkunft einer deutschen Taufschale nach, die mit einer Inschrift auf Sepedi versehen wurde, einer in Teilen des südlichen Afrikas verbreiteten Bantusprache. Die Provenienzforscherin Annika Vosseler stellt die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit vor, in der sie die Verwendung von Bildern in den Berliner Missionsberichten und die verschiedenen Akteure untersucht hat, die an deren Entstehung beteiligt waren.
Die Veranstaltung findet zum Teil in englischer Sprache (ggf. mit Übersetzung) statt.
There are many different ways to tell the story of Christian missions in Africa and in other parts of the world. One is to take as a starting point the material culture products made in their context, such as those of the Berlin Mission in South Africa, which show the entanglement of mission, colonialism and local African agency during the nineteenth and twentieth centuries.
On the second evening of our series «Mission and Colonialism. Dialogues on a Post-Colonial Culture of Remembrance», historian Dr Lize Kriel (Pretoria/South Africa) will provide an example of this entangled history by tracing the story of a German baptismal bowl inscribed in Sepedi, a Bantu language spoken in parts of southern Africa. Annika Vosseler (Tübingen/Germany) will present findings of her PhD research on the use of images in the Berliner Missionsberichte, a periodical published by the Berlin Mission, and on the different actors who were involved in the creation of these images.
The discussion will be held partly in German and partly in English.
Dr. Lize Kriel unterrichtet Visual Culture Studies an der Universität Pretoria (Südafrika). Seit 20 Jahren erforscht sie die historischen Beziehungen zwischen Afrikanerinnen, Afrikanern und europäischen Siedlern im nördlichen Südafrika.
Annika Vosseler ist Provenienzforscherin am Museum der Universität Tübingen und dort zuständig für das Projekt «Prekäre Provenienz». In ihrer Masterarbeit befasste sie sich mit Tagebuch-Zeichnungen des Berliner Missionars Carl Hoffmann, in ihrer Promotion mit der visuellen Darstellung des südlichen Afrikas in den veröffentlichten Bildern der Berliner Missionsberichte und der Londoner Missionsgesellschaft.
Eine Kooperation der Evangelischen Akademie zu Berlin mit dem Berliner Missionswerk