«Wenn es um Manieren geht, hat wohl jeder von uns unvergessliche Erfahrungen gesammelt», beginnt Enrico Brissa das Vorwort seines Buches «Auf dem Parkett». Der Leiter des Protokolls des Deutschen Bundestags dürfte damit allen aus der Seele sprechen und bei nicht wenigen Situationen in Erinnerung rufen, die sie am liebsten vergessen würden. Immer mehr Zeitgenossen spüren eine Verunsicherung, was die Formen des Umgangs der Menschen untereinander angeht. Die Regeln, Gebräuche, Rituale und Symbole sind oft nicht (mehr) präsent oder gänzlich verloren gegangen. Dabei war und ist ihr Einhalten kein Selbstzweck, sondern Ausdruck von Achtsamkeit und Respekt.
Von «Abendland» bis «Zurückhaltung» hat Enrico Brissa 150 Begriffe erfasst und erläutert diese kundig. Neben grundlegenden Begriffen gilt seine Aufmerksamkeit den vielfältigen Formen von Kommunikation im gesellschaftlichen Leben, der Welt des Protokolls sowie dem Essen und Trinken.
Auf die Haltung kommt es an. Respekt und Wertschätzung sind nicht nur auf dem Parkett, sondern auch in der Gesellschaft die Voraussetzung für ein gelingendes Miteinander – für ein weltläufiges Benehmen. Enrico Brissa möchte mit seinem Buch das Bewusstsein für die Umgangsformen – und damit für einen zentralen Aspekt der Lebenskunst – stärken. Lebenskunst ist auch ein Thema, mit dem sich Sandra Richter, die Leiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, beschäftigt. Sie hat ein «Lob des Optimismus» verfasst. Darin findet sich u. a. der Hinweis auf den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz, dessen Lehren der Lebensklugheit den Rat enthalten, sich stets liebenswert zu verhalten.
Die gesellschaftlichen Entwicklungen rund um Stil, Anstand, Haltung – sie stehen im Mittelpunkt des Gesprächs mit Enrico Brissa und Sandra Richter.
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Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing