Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum assistierten Suizid wirft nicht zuletzt für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in diakonischer Trägerschaft viele grundsätzliche Fragen auf. Bei diesem Fachgespräch geben wir Impulse zu diesen Themen und Raum zum Austausch.
In diakonischen Kliniken und Pflegeeinrichtungen sind Mitarbeitende seit jeher mit Sterbewünschen konfrontiert. Auch bei guter (palliativmedizinischer) Behandlung sehnen sich manche Menschen anhaltend und ausdrücklich danach, dass «alles endlich vorbei» ist. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2020 zum assistierten Suizid stehen solche Äußerungen in einem neuen, kontrovers diskutierten rechtlichen Kontext. Das Gericht hat ein Grundrecht jedes Menschen auf Inanspruchnahme von Hilfe zur Selbsttötung festgestellt – und zwar unabhängig von Alter und Krankheitszustand.
Kliniken und Pflegeeinrichtungen sind herausgefordert, sich der aktuellen Situation zu stellen. Wie gehen Ärztinnen, Pflegende und Seelsorgende mit Suizidwünschen um? Welche Gesprächsangebote, Schutzkonzepte und Entscheidungsprozesse gestalten Einrichtungen? Lassen diakonische Träger in Ausnahmefällen Suizidassistenz in den eigenen Räumlichkeiten zu oder müssen Sterbewillige ihre Kliniken oder Pflegeeinrichtungen verlassen? Wer ist ggf. an der Durchführung eines assistierten Suizids beteiligt? Welche Rolle kommt Seelsorgenden im Spannungsfeld von Beratung, Begleitung und Assistenz zu? Wie ist mit Minderjährigen, mit dementen Patientinnen oder mit «lebenssatten», aber nicht terminal erkrankten Bewohner*innen oder Patient*innen umzugehen? Und nicht zuletzt: Wie reagieren diakonische Träger darauf, dass manche Sterbewünsche durch Missstände im Pflege- und Sozialsektor mitbedingt sind und dass ein sensibler Umgang mit ihnen beispielsweise aufgrund des Fachkräftemangels erschwert sein kann?
Zielgruppe des Fachgesprächs sind Mitarbeitende in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen sowie Multiplikator*innen aus Kirche, Diakonie, Politik, Pflege- und Medizinethik. Die Veranstaltung ist offen für interessierte Bürger*innen.
Zeit: 17. Oktober 2022 um 13:00 - 18:45
Ort: Online
Veranstalter: Evangelische Akademie zu Berlin, 030/203 55-0, eazb@eaberlin.de
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