Offenbar besteht eine große Unzufriedenheit mit der Organisation unseres Wirtschafts- und Sozialsystems, in einer der wohlhabendsten Gesellschaften gibt es überraschend viele Enttäuschte und Pessimisten. Insbesondere die Mittelschicht lebt heute in der Sorge, dass sie abrutschen könnte. Menschen haben Angst vor Altersarmut, andere sorgen sich um gleichwertige Lebensverhältnisse. Die stark gestiegenen Mieten und Häuserpreise setzen Millionen Menschen zu. Das Aufstiegsversprechen war früher deutlich präsenter, soziale Mobilität, vor allem durch Bildung, ist seltener geworden. Nach 2008 erleben wir aktuell wieder eine Krise, die absehbar in eine neue Schulden- und Finanzkrise mit in der Folge tiefen sozialen Verwerfungen münden könnte. Wie können alternde Gesellschaften soziale Sicherheit und den Schutz der nachwachsenden Generationen gewährleisten? Können postindustrielle Volkswirtschaften den notwendigen ökonomischen Spielraum für soziale Sicherheit, Gerechtigkeit und Schutz der Biosphäre schaffen?
Weniger als ein Drittel der Ostdeutschen und weniger als die Hälfte der Westdeutschen antworten positiv auf die Frage nach einem «Wirtschaftssystem, das besser als die Marktwirtschaft ist». Ersetzt man das Wort «Marktwirtschaft» durch «Kapitalismus», werden die Antworten noch negativer. Offenbar besteht eine große Unzufriedenheit mit der Organisation unseres Wirtschafts- und Sozialsystems, in einer der wohlhabendsten Gesellschaften gibt es überraschend viele Enttäuschte und Pessimisten. Insbesondere die Mittelschicht lebt heute in der Sorge, dass sie weiter abrutschen könnte, als das bis zur Einführung von Hartz-IV im Jahr 2004 möglich gewesen ist. Viele Menschen haben Angst vor Altersarmut, andere sorgen sich um gleichwertige Lebensverhältnisse. Die stark gestiegenen Mieten und Häuserpreise setzen Millionen Menschen zu. Das Aufstiegsversprechen war früher deutlich präsenter, soziale Mobilität, vor allem durch Bildung, ist seltener geworden.
Global gilt der Kapitalismus, der im letzten Jahrzehnt eine Milliarde Menschen aus extremer Armut holte, als räuberisch und brutal. Der diesjährige Weltwirtschaftsgipfel in Davos fordert in seinem Manifest 2020 einen Stakeholder Kapitalismus. Der Chef des Weltgrößten Finanzinvestors erklärt nicht das Wohl der Anteilseigner, sondern das der ganzen Gesellschaft für die entscheidende Benchmark. Gerechtigkeitsfragen, Klimaschutz und Verschuldung setzen die Marktwirtschaft unter einen immer stärker werdenden Transformationsdruck. Sie muss in den kommenden Jahren ihre Anpassungs- und Zukunftsfähigkeit unter Beweis stellen. Wie in der pluralistischen, parlamentarischen Demokratie können nur offene, regulierte und wettbewerbliche Märkte die notwenigen Checks and Balances als den wirksamen Ausgleich von Interessen sicherstellen.
Wie verhalten sich Effizienz und Gewinnorientierung, Gemeinwohl, soziale und ökologische Nachhaltigkeit zueinander? Nach 2008 erleben wir wieder eine Krise, die absehbar in eine neue Schulden- und Finanzkrise mit in der Folge tiefen sozialen Verwerfungen münden könnte.
In dieser Situation müssen wir fragen:
Wie können alternde Gesellschaften soziale Sicherheit und den Schutz der nachwachsenden Generationen gewährleisten?
Wie können postindustrielle Volkswirtschaften den notwendigen ökonomischen Spielraum für soziale Sicherheit, Gerechtigkeit und Schutz der Biosphäre schaffen?
Wo liefern die Wirtschaftswissenschaften neue Paradigmen, die Politik eine Orientierung für eine Reform der Marktwirtschaft geben können?
Welche Rollen spielen die Gesellschaftlichen Stakeholder und die Zivilgesellschaft in diesem Transformationsprozess?
Zeit: 25. Januar 2021 um 11:30 - 13:00
Veranstalter: Evangelische Akademie zu Berlin, 030/203 55-0, eazb@eaberlin.de
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