Martin Luther, von der Kirche exkommuniziert und vom Kaiser unter Reichsacht gestellt, kritisiert in seiner Schrift «Von der weltlichen Obrigkeit, wie weit man ihr gehorsam schuldig sei» von 1523 den «langen Arm» von Kirche und Staat. Neben einer Verhältnisbestimmung von kirchlicher und weltlicher Obrigkeit formuliert Luther hier auch ganz fundamentale Kritik am Obrigkeitsgedanken: «Unter den Christen soll und kann keine Obrigkeit sein, sondern ein jeglicher ist zugleich dem andern Untertan.»
Wie stehen wir heute – 500 Jahre später – zu dieser optimistischen Einschätzung, und wie lässt sich in einer pluralistischen und auf Mitbestimmung ausgerichteten demokratischen Gesellschaft das Verhältnis von Herrschen und Dienen, Beteiligung und Orientierung, Widerstand und Gehorsam überhaupt bestimmen?
Die Kanzelreden im Jahr 2023 gehen diesen Fragen nach. Dr. Thomas T. Müller, Reformationshistoriker und Direktor der LutherMuseen, eröffnet die Reihe der Kanzelreden am 16. April 2023. Seine Kanzelrede trägt die Überschrift: «Hinter dem Regenbogen. Über die Macht von Symbolen.»
Mit diesem Titel verweist der Müntzer-Forscher nicht nur auf die Bedeutung und Kraft biblischer Symbole, sondern auch auf deren Wirkung für politische Utopien. Taucht die Regenbogenfahne doch im Umfeld der Bauernkriege zum ersten Mal in den Schriften von Thomas Münzer auf.
Weitere Kanzelreden finden am 18. Juni, 27. August und am 22. Oktober 2023 statt.
Zeit: 16. April 2023 um 11:00 - 12:00
Ort: Stadtkirche St. Marien zu Wittenberg, Kirchplatz 20, 06886 Lutherstadt Wittenberg
Veranstalter: Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt
Zur Veranstaltung bei der Akademie