Selbst entschiedene Religionskritiker sehen sich bisweilen zu dem Eingeständnis genötigt, dass Religion mindestens eine unbestreitbar begrüßenswerte Funktion für das menschliche Dasein hat: Wer einer Religion anhängt, scheint weniger der Gefahr ausgesetzt, das Leben insgesamt für sinnlos zu erklären. Bei näherem Zusehen provoziert diese These allerdings mindestens zwei kritische Rückfragen. Erstens: Ist jede religiöse Erfahrung Sinnerfahrung oder kommt genuin Religiöses – etwa im Falle des Christentums – nicht vielmehr erst mit der Verabschiedung jeglicher Sinnerwartung in den Blick? Zweitens: Selbst wenn religiöse Erfahrung Sinnerfahrung impliziert, gilt dasselbe auch umgekehrt – muss man m. a. W. den Preis des Religiösen zu zahlen bereit sein, um mit Recht am Sinn des Lebens festhalten zu können? Für die Beantwortung beider Fragen hat Paul Tillich (1886-1965) substantielle Anstöße geliefert. Sie werden aufgenommen und kritisch weitergedacht von Prof. Volker Gerhard (Philosophie/Berlin) und Prof. Ulrich Barth (Theologie/Halle), die die Evangelische Akademie Frankfurt in Kooperation mit dem Fachbereich 06/Ev. Theologie der Goethe-Universität als sachkundige Referenten für die Tillich-Lectures 2018 gewinnen konnte.
Zeit: 22. Mai 2018 um 19:00 - 21:00
Veranstalter: Evangelische Akademie Frankfurt, office@evangelische-akademie.de
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