Wie können wir als Industriegesellschaft innerhalb weniger Jahre komplett auf fossile Brennstoffe verzichten, ohne dass Wirtschaft und Demokratie kollabieren?
Am Verzicht auf fossile Brennstoffe führt kein Weg vorbei – nicht nur bei Strom und Wärme, sondern auch bei Mobilität, Kunststoffen, Zement und in der Landwirtschaft. Schon um die Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen einzuhalten, haben wir dafür weltweit nur wenige Jahre Zeit, keinesfalls länger als 2035.
Der Ukraine-Krieg erhöht den Handlungsdruck zusätzlich, denn ersetzen wir fossile Importe aus Russland jetzt einfach aus anderen Ländern, halten wir die Nachfrage und damit die fossilen Brennstoffpreise am Weltmarkt hoch. Nötig sind also radikale Änderungen. Neben «smartem» Konsum wird wohl auch weniger Konsum gefragt sein. Zugleich befeuern Subventionen für den privaten Benzinverbrauch und sehr teure Einfuhren von Flüssiggas den Klimawandel und die Preise für fossile Energieträger. Umgehende Postfossilität ist jetzt gefordert, um das global rechtsverbindliche 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen einzuhalten.
Die aktuellen Maßnahmen in Deutschland sind jedoch weder wirtschaftlich noch sozial nachhaltig. «Würden wir viel weniger Auto fahren, könnte man das ersparte Öl vorübergehend für die Wärme- und Stromerzeugung nutzen und mittelfristig durch erneuerbare Energien ersetzen», argumentiert etwa Felix Ekardt von der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik. «Und würde man deutlich mehr Strom sparen, bräuchte man kaum Gas für die Stromproduktion.» Auch dass weiterhin fossiler Brennstoff für Flüge verbraucht werde, sei alles andere als selbstverständlich. Stattdessen könne man damit auch die Industrieproduktion am Laufen halten.
Wie kann ein schnelles Umsteuern zur radikalen Postfossilität gelingen? Wie kommen wir als Gesellschaft aus der Komfortzone heraus und in wirkliche Verhaltensänderungen hinein? Wie lassen sich komplexe emotionale und rationale Blockaden auflösen, ohne dass dabei die Wirtschaft oder gar die liberale Demokratie kollabiert? Das wollen wir auf der Tagung am 9. Dezember mit Fachleuten aus Wissenschaft, Politik und Nichtregierungsorganisationen diskutieren. Die Tagung ist eine Kooperation mit der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik und Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt.