Putins Krieg gegen die Ukraine lässt sich aus mehreren Perspektiven lesen. Aus deutscher Sicht ist der Faktor Geopolitik besonders relevant, der aus der hohen Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten resultiert. Aus globaler Perspektive geht es darum, sich aus der Abhängigkeit von arabischem Öl zu lösen und im Osten einen zuverlässigen und preiswerten Ersatz zu finden. Putin selbst will seinen imperialen Traum von der Wiederherstellung Russlands in den Grenzen des Zarenreichs in Abgrenzung zum dekadenten Westen noch selbst erleben. Insofern befeuert Putins Krieg erneut die alte Debatte um Europas Ostgrenze, die im Kern auch eine kulturelle, religiöse und soziale ist und den Gegensatz zwischen einer liberalen und einer autoritären Gesellschaft markiert.
Referent: Prof. a.D. Dr. Ulrich Menzel, Politikwissenschaftler, TU Braunschweig