In anderthalb Jahrzehnten Herrschaft übte Napoleon Bonaparte, dieser misogyne Mann, seine dunkle Faszination aus, spielte mit der Erotik der Macht, glänzte in caesarenhafter Attitüde und enttäuschte so manchen Zeitgenossen durch seine spießbürgerliche Doppelmoral. Er selbst heiratete, nachdem er sich seiner ersten Frau Josephine entledigt hatte, ins Österreichische Kaiserhaus ein.
Und die Frauen? Die «Seinen» stellten sich rollenkonform zur Verfügung, gezwungen oder freiwillig, gebaren ihm Kinder oder waren gezwungen, sich jenseits der Landesgrenzen vor seiner ungezügelten Wut in Sicherheit bringen. Wurden umworben, benutzt, verbraucht und verachtet.
Sie erfuhren, forderten und genossen Raffinesse, Elegance, funkelnden Luxus und unersättliche Gier. Sie lebten und erlebten euphorische Kriegsbegeisterung für den Helden der Schlachten; daneben zunehmende Erschöpfung, Verelendung, ungeheure Verluste an Menschenleben und eine immer verzweifeltere Sehnsucht nach Frieden.
Und doch wird Napoleon von Lady Fitzgerald, als Zeugin seiner Schiffsbesteigung zur letzten Fahrt nach St. Helena, in ihrem Tagebuch so beschrieben: «Es herrschte das schrecklichste Schweigen, man hätte eine Nadel ins Meer fallen hören … trotzdem ist er herrlich.»
Die Schauspielerin Jovita Dermota nähert sich der sagenumwobenen Figur Napoleons nicht über Geschichtszahlen oder Berichte von Schlachten sondern über die Biografien der Frauen in seinem Leben. Sie inszeniert dies in einer szenischen Lesung mit musikalischer Begleitung durch Klaus Kämper am Cello.
Wir freuen uns, Sie wieder in unseren Salons zu begrüßen.
Alix Michell
Studienleiterin, Evangelische Akademie Tutzing
Zeit: 5. Oktober 2021 um 18:00
Veranstalter: Evangelische Akademie Tutzing, Info@ev-akademie-tutzing.de
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