Seit Ende Februar schlagen die Wogen neu hoch. Unter Berufung auf die britische Tageszeitung «Guardian» meldete die Tagesschau am 23. Februar 2021, dass «mehr als 6.500 Gastarbeiter, vorwiegend junge Männer, in Katar verstorben sind, seitdem das Wüstenemirat den Zuschlag für die Ausrichtung der Fußball WM 2022 erhalten hat». Auf diesem Hintergrund nehmen Aufrufe zu, die ohnehin ungeliebte WM in Katar endgültig zu boykottieren. Ein niederländischer Rasenhersteller gab bekannt, nun kein Grün zu liefern. In Norwegen diskutieren die Fans und die Nationalmannschaft, ob ein Boykott nicht die einzig richtige Haltung ist. Auch Fan-Organisationen in Dänemark und Deutschland fordern von den Verbänden, auf die WM 2022 zu verzichten. Dem halten Nationalspieler wie Josua Kimmich entgegen, dass der Boykottaufruf zehn Jahre zu spät komme.
Menschenrechtsorganisation und Gewerkschaften vertreten differenziertere Positionen. Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International, schreibt: «Die Forderungen nach Boykott sind nur allzu verständlich. Aber wie verhindern wir dann, dass die bisher errungenen Verbesserungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Tausenden Arbeiterinnen und Arbeiter nicht zurückgeworfen werden?» Der Mindestlohn sei eingeführt worden, und wichtige internationale Menschenrechtsabkommen wurden ratifiziert. Gewerkschaften verstärken diese Argumente. Seit der Einmischung der IG-BAU gelten Arbeitsverträge mit europäischem Standard vor Ort.
Boykottieren oder verbessern? Diese aktuelle Frage und der Wunsch nach einer Versachlichung der Debatte stehen im Vordergrund des Online-Seminars «Menschenrechte stärken – Zur Verantwortung des Sports». Die Veranstaltung des Sportethischen Forums der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) findet in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Frankfurt statt.
Zeit: 31. Mai 2021 um 19:30 - 21:00
Ort: Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9, 60311 Frankfurt/M.
Veranstalter: Evangelische Akademie Frankfurt, office@evangelische-akademie.de
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