Unsere Mediengesellschaft ist mitten in einem sowohl technologischen wie politisch-sozialen Umbruch. Hörfunk, Fernsehen, Printmedien und Internet sind mobil und jederzeit verfügbar. Nie standen den Menschen so viele (Informations-)Medien zur Verfügung wie heute – eine Informationsflut, die von vielen als bedrohlich empfunden wird. Das Informationsverhalten hat sich gewandelt. Internet und soziale Medien sind, vor allem bei den jüngeren Generationen, zum bevorzugten Kommunikations- und Informationsraum geworden. Parallel dazu nutzen politisch engagierte Bürger das Internet, um sich aktiv an der Meinungsbildung zu beteiligen, quasi «bottom-up» (etwa in Form von Bürger- bzw. Graswurzeljournalismus, Blogs und politischen Kommentaren). Die Informationskanäle wurden «deinstitutionalisiert», traditionellere Medien leiden unter Nachfrageverlusten.
Der neue Pluralismus in der Informationslandschaft – eine an sich positive Entwicklung – zeigt auch seine Schattenseiten. Nicht nur schüren reflexhaft emotional aufgeladene Meldungen via WhatsApp, Twitter oder Facebook soziale Spannungen. Auch brachte die Digitalisierung der Medien verstärkt solche Phänomene zutage wie Fake News und Filterblasen, aber auch fragwürdige technologische Entwicklungen wie etwa Social Bots – Programme, die in sozialen Netzen menschliche Meinungen simulieren und von diesen kaum zu unterscheiden sind. Zugleich, und möglicherweise nicht ganz unabhängig von dieser Entwicklung, riss der digitale Wandel die traditionellen Medien in die bisher schwerste (Glaubwürdigkeits-)Krise ihrer Geschichte: Journalisten wird unterstellt, nicht mehr wahrheitsgetreu zu informieren oder gar Sprachrohre der Regierenden zu sein. «Lügenpresse», «Mainstream-Medien», «Manipulation» und «Kampagnenjournalismus» sind Reizworte, die ein Klima abnehmenden Medienvertrauens anzeigen, das von den Rändern bis in die Mitte der Gesellschaft reicht.
Ist die Krise der Medien nun vor allem eine Strukturkrise oder vor allem eine Glaubwürdigkeitskrise – oder beides zugleich? Was bedeuten die genannten Entwicklungen für die Freiheit der Presse und des Rundfunks als Grundpfeiler unserer Demokratie? Was bedeutet sie für Qualitätsjournalismus? Welchen Beitrag kann/muss die Medienpolitik leisten, auch damit der Journalismus als gesellschaftliches Frühwarnsystem und als kritische Instanz einer demokratischen Gesellschaft Zukunft haben kann. Welcher Strukturen, Organisationsformen, juristischen Regeln bedarf es, um unabhängigem, gutem Journalismus und freien Medien die Zukunft zu sichern? Was ist von den Bürgern als Mediennutzern zu erwarten, was ist ihnen zuzumuten? Was eigentlich heißt Medienkompetenz im Angesicht von Fake News und medialer Unübersichtlichkeit? Diskutieren Sie mit uns bei der Sommertagung des Poltischen Clubs! Wir laden Sie herzlich ein in die Evangelische Akademie Tutzing.
Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing
Dr. Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a. D., Leiter des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing
Zeit: 15. Juni 2018 um 17:00 - 17. Juni 2018 um 13:30
Veranstalter: Evangelische Akademie Tutzing, Info@ev-akademie-tutzing.de
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