Wie lassen sich die biblischen Geschichten ohne antijüdische Projektionsmuster erzählen? In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen spricht Martin Vahrenhorst, ausgehend von Josua 24, über die Verbindung von Volk, Gott und Land.
Diese Verbindung erscheint vielen Christinnen und Christen problematisch, und der Konflikt zwischen Menschen in Israel und Palästina hat diese Problematik noch verschärft. Dennoch kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Verbindung von Gott, Volk und Land in den biblischen Schriften des Alten und des Neuen(!) Testaments existiert und von Bedeutung ist. Einen guten Zugang dazu eröffnet Josua 24, darum soll dieser Text im Zentrum unseres Gesprächs stehen.
In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte sowie junge Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden, Jüdinnen und Judentum entgegentreten. Klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren.
In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen jeden zweiten Donnerstag im Monat. Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potenzial biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.
PD Dr. Martin Vahrenhorst ist Schulreferent des Kirchenkreises An der Saar und Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlands. Lange Jahre war er Studienleiter bei Studium in Israel e. V., einem Programm zur Förderung des christlich-jüdischen Dialogs in Jerusalem.
Zeit: 9. Februar 2023 um 19:00 - 20:30
Ort: Online
Veranstalter: Evangelische Akademie zu Berlin, 030/203 55-0, eazb@eaberlin.de
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