Die Demokratie ist eine Lebensform, verankert in der politischen Kultur unserer Gesellschaft. Gerade deswegen ist die Demokratie angewiesen auf vorpolitische Bedingungen ihres Funktionierens. Diese Bedingungen aber unterliegen gegenwärtig einem rapiden Wandel. Durch kulturelle und wirtschaftliche Globalisierungen öffnen sich in den Gesellschaften der westlichen Industrienationen neue Bruchlinien, die zu einer verstärkten politischen Polarisierung führen. Dies zeigt sich etwa in den Wahlerfolgen populistischer Parteien.
Diese Polarisierung ist trotz aller Konflikte und Verwerfungen nicht nur beklagenswert. Sie kann auch zu einer Revitalisierung der Demokratie führen und hat zumindest schon jetzt zu leidenschaftlichen politischen Auseinandersetzungen und Debatten geführt: Um Asyl und Zuwanderung etwa, um die Gestaltung der Globalisierung oder um das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit. Damit sind grundlegende Fragen der Gestaltung des politischen Gemeinwesens zurückgekehrt in den Raum der politischen Auseinandersetzung. Von dieser Auseinandersetzung zwischen vielfältigen Lebensentwürfen und politischen Ideen lebt die Demokratie. Diese Auseinandersetzung wird die Demokratie stärken und genau diese Stärkung der Demokratie durch eine erhöhte Responsivität des Politischen brauchen wir künftig.
Die Kirchen als politische Akteure haben ihren eigenen Anteil an den Veränderungsprozessen der Demokratie. Die Kirchen sind Spiegel dieser Gesellschaft: Reserve gegenüber den Prozessen der Globalisierung und gesellschaftlichem Wandel, Skepsis und Ängste werden von vielen Kirchenmitgliedern geteilt – bis in kirchliche Leitungsebenen hinein. Damit stehen die Kirchen vor der Aufgabe, der eigenen internen Pluralität mehr Raum zu geben und ohne den Anspruch moralischer Überlegenheit an den gesellschaftlichen Debatten teilzunehmen.
Die Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD hat Zehn Impulse zu gegenwärtigen Herausforderungen der Demokratie formuliert, die in der Veranstaltung vorgestellt und diskutiert werden sollen. Der Text wird an diesem Nachmittag erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt.
Zeit: 21. August 2017 um 16:00 - 18:45
Veranstalter: Evangelische Akademie zu Berlin, 030/203 55-0, eazb@eaberlin.de
Zur Veranstaltung bei der Akademie