Streit über ethische Konsequenzen
In der Ethik sind zwischen der römisch-katholischen Kirche und den evangelischen Kirchen in den vergangenen Jahren immer wieder Unterschiede deutlich geworden. Dies zeigt sich beispielsweise in der Haltung zur Stammzellenforschung oder aktuell zur Pränataldiagnostik. Welchen Stellenwert haben diese und andere unterschiedliche Bewertungen? Wodurch sind sie begründet? Vertiefen sie die Trennung zwischen den Kirchen? Zeigen sie letztlich doch einen Grundwiderspruch? Behindern sie gar das gemeinsame Zeugnis für die unverlierbare Würde des Menschen?
Diesen Fragen stellt sich die Studie «Gott und die Würde des Menschen» der dritten bilateralen Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Sie beschreibt einen differenzierten Konsens in der Anthropologie und der ethischen Argumentation. Sie erkennt aber in den Beispielen, die sie ausgewählt hat, neben starken Übereinstimmungen an einigen Punkten auch begrenzte Dissense. Diese Unterschiede entbinden die Kirchen jedoch nicht von der gemeinsamen Verantwortung: Sie müssen für die Menschen Partei ergreifen, deren Würde verletzt wird und die in besonderer Weise schutzbedürftig sind.
Im Rahmen dieser Tagung werden die theologischen Grundlagen der Studie im Bereich der Anthropologie und der ethischen Urteilsbildung beleuchtet und zur Diskussion gestellt. Beiträge aus der Perspektive anderer Konfessionsfamilien werden den ökumenischen Rahmen erweitern. Die besondere Relevanz des Themas über den Bereich der Kirchen hinaus wird auch in einer Abendveranstaltung zur gesellschaftlichen Debatte über das christliche Menschenbild verdeutlicht. Nicht zuletzt soll die Grundthese der Studie an zwei aktuellen Praxisbeispielen erprobt werden: Wie tragfähig erweist sie sich im Bereich der Flüchtlingsthematik und der «Ehe für alle»?
Diskutieren Sie mit und bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil. Herzliche Einladung zu diesem Symposium im Schloss Tutzing!
Udo Hahn, Direktor, Evangelische Akademie Tutzing
Dr. Achim Budde, Direktor, Katholische Akademie in Bayern
Dr. Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg, Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz
Dr. Karl-Hinrich Manzke, Landesbischof von Schaumburg Lippe, Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands