Georg Wilhelm Pabst, der Großmeister des Kinos der Weimarer Republik, war nach der Machtübernahme zunächst ins US-amerikanische Exil gegangen. 1939 kehrte er für einen Besuch nach Österreich zurück, wo ihn eine Verletzung an der Ausreise hindern sollte. In der Folge beteiligte auch er sich am Kino des sogenannten «Dritten Reichs» und dessen subtiler Vermischung von Unterhaltung und Propaganda. Umso erstaunlicher erscheint vor diesem Hintergrund das Sujet von Pabsts ersten Nachkriegsfilms: 1948 kam «Der Prozess» zunächst in Österreich in die Kinos und sezierte die Massendynamik des Antisemitismus. Schauplatz des Films ist ein ungarisches Dorf Ende des 19. Jahrhunderts. Nachdem dort eine Magd verschwindet, kommt das Gerücht auf, sie sei einem jüdischen Ritualmord zum Opfer gefallen. Pabst schildert in der Folge nicht nur die Gewalt, die sich daraufhin entspinnt, sondern auch die kollektive Radikalisierung der Dorfbewohner.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Filmreihe «GegenBilder: Kino gegen Antisemitismus». Die Reihe wird organisiert vom Verein «Film ab! In Dessau» und dem Projekt «Bildspuren» der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Sachsen-Anhalt.
Zeit: 24. April 2023 um 19:00 - 21:00
Ort: KIEZ Kino, Bertolt-Brecht-Straße 29a, 06844 Dessau-Roßlau
Veranstalter: Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt
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