Das Jiddische, die Alltagssprache der aschkenasischen Juden, ist eine Sprache ohne Land. Es ist nie Nationalsprache geworden, aber global so weit verbreitet wie kaum eine andere Sprache. Schätzungen zufolge sprachen zu Beginn des 20. Jahrhunderts elf Millionen Menschen vorwiegend in Mittel- und Osteuropa und in den Vereinigten Staaten von Amerika Jiddisch. Rund die Hälfte dieser Menschen wurde im Holocaust durch die Nationalsozialisten ermordet. Heute gibt es etwa vier bis fünf Millionen Sprecher, die über alle Kontinente verstreut leben. Überall auf der Welt wird Jiddisch gesprochen, gesungen und geschrieben. In vielen Sprachen, so auch im Deutschen, hat es Spuren hinterlassen. Zwischen Nostalgie, Akzeptanz, Ablehnung und Überhöhung ruft das Jiddische bis auf den heutigen Tag starke Assoziationen und Emotionen hervor.
Wir laden ein zu einem Online-Vortrag und anschließender Diskussion mit der Judaistin Diana Matut. Mit ihr begeben wir uns auf die Suche nach den frühesten Spuren des Jiddischen, über Jahrhunderte der Entwicklung und Transnationalität bis hin zur Situation, Rolle und Bedeutung der Sprache heute.
Dr. Diana Matut ist Judaistin und lehrt Jüdische Studien, Jiddisch und Jüdische Musik an der Universität Halle-Wittenberg und am Oxford Centre for Hebrew and Jewish Studies. Sie erwarb ein Diplom in Hebräischen und Jüdischen Studien in Oxford und einen Master in Jiddischen Studien an der SOAS Universität London. Als Wissenschaftlerin hat sie sich der Erforschung der nahezu vergessenen westjiddischen Kultur und Sprache verschrieben, als Künstlerin der jiddischen Musik der Renaissance und des Barock.
Leitung:
Dr. Julia Gerlach, Studienleiterin Demokratie, Wirtschaft und Soziales
Anmeldung:
E-Mail an Kerstin Dreyer
Zeit: 27. Oktober 2022 um 18:00 - 20:00
Ort: Online-Veranstaltung
Veranstalter: Evangelische Akademie Sachsen, 0351/812 43 00
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