Vor 30 Jahren begannen die Kriege im ehemaligen Jugoslawien. Rund 130.000 Menschen verloren dabei ihr Leben, 2,5 Millionen mussten in andere Länder fliehen und 12.000 Menschen gelten weiterhin als vermisst. Nach den Kriegen müssen die neuen postjugoslawischen Staaten mit den Folgen von Kriegsverbrechen, ethnischen Säuberungen, massiven Fluchtbewegungen sowie den Zerstörungen von Kulturgut, Wirtschaft und Infrastrukturen umgehen.
Welche Formen des Erinnerns und Vergessens prägen die aktuellen Debatten? Welche Auswirkungen haben Opfer- und Täterdiskurse auf das gemeinsame Zusammenleben? Welchen Herausforderungen begegnet die Erinnerungsarbeit, und welche Rolle spielen dabei staatliche und zivilgesellschaftliche Initiativen, die juristische Aufarbeitung und internationale Akteure? Ist der Versöhnungsbegriff angebracht im postjugoslawischen Raum? Und brauchen demokratische Gesellschaften einen Erinnerungskonsens?
Mit einem Fokus auf die zivilgesellschaftliche Erinnerungsarbeit widmen wir uns insbesondere den neueren Entwicklungen in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens, die darauf zielen, die in allen Gesellschaften dominanten nationalistischen Erinnerungsdiskurse zu überwinden.
Referierende
Dr. Jacqueline Nießer
studierte Kulturwissenschaften an der Europa-Universität Viadrina und promovierte zu zivilgesellschaftlicher transnationaler Erinnerungsarbeit im postjugoslawischen Raum an der Universität Regensburg. Sie ist Postdoktorandin in der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropa Studien der Universität Regensburg.
Dr. Nicolas Moll
promovierte in Neuester Geschichte an der Universität Freiburg i. Br. und lebt seit 2007 in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina. Dort arbeitet er als freischaffender Historiker und Berater zu Themen der Vergangenheitsaufarbeitung im postjugoslawischen Raum.
Moderation
Dr. Julia Gerlach
Studienleiterin, Evangelische Akademie Sachsen
Zeit: 4. November 2021 um 18:00 - 20:00
Ort: Online-Veranstaltung
Veranstalter: Evangelische Akademie Sachsen, 0351/812 43 00
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