Religiöse Ungleichheit und oft damit einhergehende kulturelle Differenz können Konflikte hervorbringen, auf die die Zivilgesellschaft vorbereitet werden muss. Es reicht nicht, Gleichheit und Toleranz zu betonen und – wenn es sein muss – mit den Mitteln des staatlichen Gewaltmonopols durchzusetzen. Es fehlen Gesichtspunkte und Regeln, wie mit kultureller Differenz zu verfahren ist, wenn sie in einem übergreifenden gemeinsamen (zivilgesellschaftlichen) Lebenszusammenhang ausgetragen wird. Dazu gehört eine entwickelte und im Bewusstsein aller Betroffenen mental verankerte Kultur der Anerkennung von Differenz. Unverzichtbar für eine solche Kultur ist ihre Begründung auf den historischen Errungenschaften der Zivilgesellschaft, also auf den für sie maßgebenden universalistischen Normen, die die Behandlung von kultureller Differenz strikt an das Gleichheitsprinzip und an das Toleranzgebot binden. Es muss sich um eine Anerkennung unter Gleichen handeln. Das bedeutet für den Modus dieser Anerkennung, dass sie dem Gesichtspunkt der Wechselseitigkeit verpflichtet sein muss. Es handelt sich folglich um eine Kultur, in der der Gesichtspunkt wechselseitiger Anerkennung von Differenz das Verhältnis unterschiedlicher Zugehörigkeiten regelt und gesellschaftliche Solidarität begründet. Letztere ist das Fundament der Integration., Wenn es gerade religiöse Elemente sind, die heutzutage kulturelle Differenz zum Regelungsproblem machen, muss da nicht auch ein Impuls zur Anerkennung aus der Religion selbst kommen? Im Falle der in Deutschland lebenden Muslime stellt sich die Frage nach ihrem Beitrag zur Schaffung einer Kultur konstruktiver Kritik und wechselseitiger Anerkennung. Dies stellt die islamische Theologie vor eine kolossale Herausforderung. Im Rahmen des Hamburger Symposiums werden Muslime und Nichtmuslime sich der Frage widmen, wie religiöse Erneuerungen und zeitgemäße Hermeneutik sakraler Quellen des Islam unter Einbeziehung von Möglichkeiten und Grenzen zivilgesellschaftlichen Engagements zur Bewältigung dieser Herausforderung beitragen können.
Zeit: 28. April 2017 um 0:00 - 29. April 2017 um 0:00
Ort: Konrad-Adenauer-Stiftung, Politisches Bildungsforum Hamburg, HanseContor Esplanade, Stephansplatz 2-6, 20354 Hamburg
Veranstalter: Evangelische Akademie im Rheinland, info@akademie.ekir.de
Zur Veranstaltung bei der Akademie