Die jüngsten Terroranschläge in Europa haben kontroverse Debatten darüber ausgelöst, wie Religionsgemeinschaften auf Terrorismus im Namen des Islams reagieren sollten. Unter den Hashtags #SamuelPaty, #Nizza und #Wien wird in neuer Schärfe über Distanzierungsforderungen, Meinungsfreiheit und interreligiöse Allianzen gestritten. Während sich muslimische Vertreter*innen öffentlich distanzieren, verhallen ihre nach nahezu jedem Anschlag formulierten Presseerklärungen, Interviews und Friedensgebete in nicht unbedeutenden Teilen der Öffentlichkeit. Lautstark fordern auch einzelne muslimische Stimmen, dass derartige Taten sowohl nach außen als auch innerhalb muslimischer communities nachdrücklicher verurteilt und theologisch delegitimiert werden müssten.
Andere hingegen warnen, dass die stetigen Distanzierungen erst dazu führten, dass Muslim*innen unter Generalverdacht gerieten. Kirchliche Vertreter*innen bekräftigen indes überwiegend ihre Solidarität mit Muslim*innen, wohingegen einzelne Theologen medienwirksam fordern, dem vermeintlichen «Kuscheldialog» abzuschwören und «unbequeme Fragen» anzugehen, die bislang vernachlässigt worden seien.
Welche Kritik ist berechtigt? Und wie können Muslim*innen und Christ*innen zu einem konstruktiven gesellschaftlichen Umgang mit religiös begründetem Extremismus und Terrorismus beitragen? Darüber diskutieren wir mit
Carla Amina Baghajati, Leiterin des Schulamts der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Wien
Murat Kayman, Jurist, Blogger, Gründungsmitglied der Alhambra Gesellschaft, ehemals Justitiar im DITIB-Bundesverband, Köln
Prof. Dr. Wolfgang Reinbold, Beauftragter für Kirche und Islam der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
Moderation: Dr. Sarah Albrecht, Evangelische Akademie zu Berlin