«Nennt mich Ismael» – so beginnt eines der berühmtesten Werke der Weltliteratur: «Moby-Dick». Der Ich-Erzähler Ismael heuert auf dem Walfänger Pequod an, auf dem der gottlose Kapitän Ahab voll blindem Hass dem weißen Wal nachjagen wird. Nicht nur die 1000 Seiten des Romans haben biblische Ausmaße und verunsichern «den Leser, als sitze der nicht in der Sofaecke, sondern stehe bei schwerer See an Bord» (Rolf Hochhuth), sondern auch die Namen der Protagonisten sind bewusst gewählt: So steht Ismael in der Bibel exemplarisch für den von Gott Verstoßenen und Ahab für jenen König Israels, dem der Prophet Elia die völlige Vernichtung angekündigt hatte. Mit sicherem Instinkt hat Melville das Motiv der Jagd mit der Zerstörung der Natur und der Selbstzerstörung des Menschen verbunden. Zeichen dafür sind neben Ahabs Beinprothese, die aus dem Kieferknochen eines Wals gefertigt ist, und seinen quälenden Phantomschmerzen auch die Todesahnung des Harpuniers Queequeg, die diesen aller Lebenskraft beraubt und zum Scheintoten werden lässt.
Textgrundlage: Herman Melville, «Moby-Dick»
Aus dem Englischen von Matthias Jandis
© 2001 Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München
Zeit: 21. September 2023 um 18:00 - 21:00
Ort: Evangelische Akademie Frankfurt, Römerberg 9, 60311 Frankfurt/M.
Veranstalter: Evangelische Akademie Frankfurt, office@evangelische-akademie.de
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