Akademie der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Inspiriert durch eigene Erfahrungen stellt Rodrigue Péguy Takou Ndie in seinem Roman existentielle Fragen: Wie lassen sich Menschlichkeit und Hoffnung bewahren, wenn ›Überleben‹ bedeutet, nicht mit denen zurückblicken und mitfühlen zu dürfen, die von Schleppern in der Wüste ausgesetzt verdursteten oder von marokkanischen Polizisten erschlagen werden? Wenn hinter jedem Hindernis ein weiterer Traum zerplatzt, wenn weitere Zäune warten, wenn der einzige Freund und Ratgeber seit bald zwei Jahrzehnten in einem Lager in Deutschland dahinvegetiert und auf seine Abschiebung wartet?
»Die Suchenden« ist ein schonungsloser Roman: zerstörte Herkunftsgesellschaften, brutale Verhältnissen in Nordafrika und Europa, Profiteure und Ignorante. Schonungslos auch gegen den Suchenden selbst.
Takou Ndie greift in seinem Roman viele Themen auf, die derzeit öffentlich diskutiert werden: Eine scharfe Analyse der traumatisierenden Auswirkungen von Neokolonialismus, europäischem Grenzregime, deutschem Asylsystem und alltäglichem Rassismus. Sie geht mit einer bildreichen Sprache einher, mit eindringlich dichten Beschreibungen und einem wunderbaren Sinn fürs Absurde.
Im Anschluss an die Lesung diskutieren wir mit dem Autor Rodrigue Péguy Takou Ndie sowie Riadh Ben Ammar, einem der Mitbegründer von Afrique-Europe-Interact, den Roman, die Widersprüche der Grenzregime und die immanente Perspektivlosigkeit.
Rodrigue Péguy Takou Ndie ist Wirtschaftswissenschaftler, Autor und Schriftsteller. Aus politischen Gründen musste Péguy Takou Ndie im Jahr 2013 aus Kamerun fliehen. Mittlerweile lebt er in Deutschland, wo er sich u.a. bei dem Netzwerk Afrique-Europe-Interact engagiert.
In Frankreich sind bereits zwei Romane (»Les Retrouvailles« und »Le Fardeau de nos pères«) von Péguy Takou Ndie erschienen, außerdem ein Gedichtband (»Les complaintes de l'exilé«) und eine Sammlung von Liebesgedichten (»Les 90 Graines de l'Amour«).
Szenenfoto aus Ammars Einpersonenstück Hurria!
Riadh Ben Ammar gehört zu den Gründern von Afrique-Europe-Interact. Er unterstützt unter anderem Migrant_innen aus den Maghreb-Staaten. Er ist seit dem Arabischen Frühling 2011 regelmäßig in Tunesien aktiv. Ab 2019 möchte er sich in seiner Heimatstadt Hammam-Lif am Aufbau eines offenen Begegnungszentrums in einem alten Kino beteiligen.
Afrique-Europe-Interact ist ein kleines, transnational organisiertes Netzwerk von Basisaktivist*innen vor allem in Mali, Togo, Burkina Faso, Guinea, Marokko, Deutschland, Österreich und den Niederlanden – unter ihnen zahlreiche selbstorganisierte Geflüchtete, Migrant*innen und Abgeschobene. Das Netzwerk unterstützt diese Menschen in ihren Kämpfen um Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte. Darüber hinaus beteiligt es sich an sozialen Auseinandersetzungen um gerechte und selbstbestimmte Entwicklung, zum Beispiel gegen Landgrabbing in Mali und Burkina Faso.
Mit:
- Rodrigue Péguy Takou Ndie, Wirtschaftswissenschaftler, Autor
- Riadh Ben Ammar, Theaterregisseur
Beide vom Netzwerk Afrique-Europe-Interact, Globale Gerechtigkeit e.V., Berlin
Kosten: 5,- / Studierende frei
Kooperation:
- Amt für Zuwanderung und Integration, Stadt Oldenburg
- Stadtmuseum Oldenburg
Kontaktaufnahme
Zeit: 25. September 2019 um 18:00
Veranstalter: Akademie der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, 0441/770 14 31, akademie@kirche-oldenburg.de
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