Nicht erst seit dem «Flüchtlingssommer 2015» ist Deutschland Lebensmittelpunkt verschiedener Diaspora-Gruppen. Viele entstammen Konfliktregionen und haben selbst Gewalt in ihren Herkunftsländern erfahren müssen (sog. «conflict related diaspora»).
In den vergangenen Jahren haben das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZVA/BA) und das Centrum für Internationale Migration und Entwicklung (CIM) den Wert von Diaspora-Gemeinschaften erkannt. Diaspora-Verbände – aber auch Individuen – wurden durch spezielle Förder- und Ausbildungsprogramme gezielt gefördert. Bisher lag der Fokus jedoch fast ausschließlich auf klassischen Entwicklungsthemen (bspw. erneuerbare Energie, Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft). Während die wirtschaftlichen Potenziale von Diaspora-Gruppen allgemein bekannt sind (bspw. übersteigen migrantische Rücküberweisungen die staatliche Entwicklungshilfe im Schnitt um das Dreifache), blieben die Aspekte «Konflikt» und «Konfliktmanagement» – in der deutschen Außen- und Entwicklungspolitik, wie auch in der sozialwissenschaftlichen Forschung – bisher unterbelichtet.
In jüngster Zeit scheint sich jedoch die Perspektive der maßgeblichen Akteure zu weiten. Das BMZ und die GIZ haben zu dieser Frage einen Reflexionsprozess angestoßen und zeigen Interesse, dieses Feld zu erschließen. Zudem widmet sich die Forschung aktuell verstärkt der Frage, welche Bedeutung Diaspora-Gruppen für Konflikt bzw. Konfliktmanagement haben können (bspw. die Projekte «Diasporas and Contested Sovereingty»/Warwick University oder «Diasporas as Cultures of Cooperation»/Charleton University und Universität Wien).
Zeit: 1. Dezember 2017 - 3. Dezember 2017
Veranstalter: Evangelische Akademie Loccum, eal@evlka.de