«Die Endlösung der Judenfrage» – Der Eichmann-Prozess in Jerusalem (1961)
Der Griff Nazideutschlands zur Weltmacht endete mit der totalen Niederlage und der Bilanz von mehr als 40 Millionen Opfern – 30 Mio. Sowjetbürger, 6 Mio. Polen, 2 Mio. Jugoslawen, 500 000 Tschechoslowaken. Davon waren 5 Mio. Juden, zu denen noch 1,3 Mio. deportierter Juden und 500 000 Sinti und Roma gerechnet werden müssen. Schon 1946 lagen zwei Abhandlungen zur Schuldfrage vor: Karl Jaspers sah die politische Schuld aller Deutschen darin, 1932/33 zugelassen zu haben, «daß ein solches Regime bei uns entstanden ist». Hannah Arendt konstatierte ab 1940/41 den Zustand einer «totalen Komplizenschaft des deutschen Volkes» und sprach von einer «‹Volksgemeinschaft‹ des Verbrechens›». Aber die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft hat diese Diagnoseangebote negiert und sich für eine Politik der Amnestie und Amnesie entschieden. Die 1949 gegründete Bundesrepublik integrierte die Mehrheit der NS-Eliten in den neuen Staat und ließ alle in Nürnberg verurteilten Kriegsverbrecher frei. Die Überlebenden der «Volksgemeinschaft» sorgten dafür, dass die Geschichte der NS-Zeit abgespalten und die Schuld Anderen zuwiesen wurde – «Hitler war’s». Mitte der fünfziger Jahre waren die Westdeutschen sogar überzeugt, dass sie durch den Krieg und dessen Folgen selbst zu Opfern geworden waren. Gegen dieses Geschichtsbild konnte sich die Wahrheit nur in Form von Tabubrüchen durchsetzen. Die Reihe wird zehn Fälle aus dieser 60jährigen Skandalgeschichte präsentieren.
Zeit: 3. November 2019 um 11:00 - 14:00
Ort: Urania Berlin e. V., 10787 Berlin
Veranstalter: Evangelische Akademie zu Berlin, 030/203 55-0, eazb@eaberlin.de
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