Das musikalische Werk von Beethoven nimmt immer wieder Bezug auf das große Thema einer umfassenden Freiheit. Beethoven war nicht zuletzt durch die Geschehnisse um die Französische Revolution beeinflusst. Freiheit war eines der herausragenden Themen in der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Sie stand nicht nur für die Befreiung von feudalen Strukturen, sie erhob zugleich einen universalistischen Anspruch, einen Anspruch auf Völkerverständigung. Sie leuchtete am Horizont und wies den Weg zu einer offenen bürgerlichen Gesellschaft.
Der Freiheitsbegriff der Aufklärung hat nur indirekt mit dem biblischen Freiheitsbegriff zu tun. Doch zumindest war der biblische Begriff eine der Quellen des neuen Freiheitsbegriff im 18. Jahrhundert, auch wenn sich dieser antiklerikal gebärdete. Gott stellt sich im ersten Gebot so vor: «Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe.» (2. Mose 20,2). Dieses Freiheitspathos hat auch Paulus aufgegriffen, wenn er der Gemeinde in Galatien zuruft: «Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auferlegen!» (Gal 5,1)
Doch wie steht es heute um den Wunsch nach Freiheit? Das Beethoven Jubiläumsjahr 2020 wollen wir dazu benutzen, nach der Aktualität seiner Freiheitshoffnung zu fragen. In dieser Abendveranstaltungen wollen wir der Frage nachgehen, inwieweit nicht der biblische und aufklärerische Begriff der Freiheit uns heute etwas zu sagen hat, angesichts von Tendenzen der Renationalisierung und digitaler Überwachungsmöglichkeiten.
Referent:
Prof. Dr. Dr. h.c. Jörn Rüsen, Senior Fellow, Kulturwissenschaftliches Institut in Essen; Professor em. für Allgemeine Geschichte und Geschichtskultur an der Universität Witten/Herdecke
Zeit: 7. März 2021 um 18:00 - 20:00
Veranstalter: Evangelische Akademie im Rheinland, info@akademie.ekir.de
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