Die Literatur stellt eine Fülle von Beispielen für die Einsicht bereit, dass Identität zwar eine Sache der eigenen Entscheidung ist, andererseits auch dafür, dass diese Wahl nicht notwendigerweise eine endgültige sein muss. Der Schriftsteller Ödön von Horvàth lässt eine seiner Figuren den komisch klingenden, aber durchaus ernst gemeinten Satz formulieren: «Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur so selten dazu». Gute Beispiele gibt es aus der Romantik mit Darstellungen von Doppelgängern und Ich-Spaltung sowie
mit den Selbstdarstellungen von malenden Künstlern, die eine Tendenz zur Serie mit durchaus unterschiedlichen Variationen ihrer selbst haben, z. B. von Rembrandt, Horst Janssen und Frida Kahlo.
Referentin: Dr. Heidi Gidion, Göttingen