Die Diskussion um die «Judensau» an der Wittenberger Stadtkirche wirft wichtige Fragen zum Umgang mit antisemitischen Bildsprachen in der Kirche auf. Die Argumente in der Debatte um dieses und andere antijüdische Bilder in oder außerhalb von Kirchengebäuden sind oft sogar gegensätzlich. Können an den Orten der Diskriminierung Gegenbilder entstehen?
Ob «Judensau» oder «Ecclesia et Synagoga»: Die kunstgeschichtlichen Zeugen grundlegender antisemitischer Weltaneignungsformen sind Legion. Ist in ihrer Rezeptionsgeschichte eine nachhaltige Wirkung festzustellen? Und wie sähe ein Denkmal aus, das (auch?) an die Gewaltförmigkeit der überkommenen christlichen Anschauung des Jüdischen erinnert?
Nicht erst in der neueren Debatte wird festgestellt, dass Antisemitismus mit einfachen pädagogischen Mitteln nicht beizukommen ist. Mechanismen der Projektion negativer Charakteristika auf Jüdinnen und Juden wie auch die Abwehr von Ambivalenzen sind eingeschrieben in manche christlichen und säkularen Welterklärungsmuster. Wie können diese beiden Wirkweisen verändert werden? Welche Rolle spielen Negativbilder wie die «Judensau», welche positiven Bilder können entgegengestellt werden? Wie können wir vermeiden, dass antijüdische Bilder trotz oder gar durch kritische Reflexion am Leben gehalten werden?
Darüber interdisziplinär nachzudenken und zu diskutieren, dient unsere Fachtagung. An ihrem Ende steht eine öffentliche Podiumsdiskussion, die am 9. November um 15 Uhr in der Berliner Französischen Friedrichstadtkirche stattfindet.
Die Veranstaltung wird als Livestream übertragen. www.minima.media/bilderverbot.html