Akademie der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Der Wiener Schriftsteller liest aus seinem Roman. 1000 Seiten, fünf Bücher – so unabhängig voneinander wie eng miteinander verbunden:
Die siebzehnjährige Paulette erlebt im Jahr 1871 den Aufstand der Pariser Kommune, bereist als eine der ersten europäischen Frauen das Japan der Meiji-Ära und liegt über hundertdreißig Jahre im Eis der französischen Alpen geborgen. Die Klimaforscherin Chantal, ihre Ururenkelin, folgt ihren Spuren nach Fernost, entwirft eine zynische Geschichte des Universums und entflieht zugleich einer Liebe und deren umstülpender Kraft. Der von ihr zurückgelassene Künstler Jona begibt sich auf die Suche, findet in Japan aber nicht Chantal, sondern eine vielfache Katastrophe: ein Erdbeben, eine Welle, einen Atomunfall. Der neunjährige Akio läuft tagelang durch zerstörtes Gebiet. Trost findet er bei Satoshi, einem obdachlosen Tagelöhner und AKW-Nomaden, der langsam an den Folgen der Strahlung stirbt. Durch einen Phantomschmerz getrieben irrt die junge Japanerin Abra durch Tokio und verliert sich in den einsamen Schleifen ihres virtualisierten Selbst.
Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen erzählt von der Verwandlung der Welt im Anthropozän – jener Epoche der Erdgeschichte, in welcher der Mensch zur zentralen gestaltenden Kraft geworden ist. Zwischen Frankreich und Japan, zwischen dem 19. und dem 21. Jahrhundert, in Form von Enzyklopädie, Erzählung, Notizheft, Audiotranskription und Comic entwirft dieser Roman ein Panoptikum unserer fliehenden Wirklichkeit.
Vortragender: Philipp Weiss, Schriftsteller, Wien
Kooperation:
- Institut für Philosophie, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
- Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Oldenburg
- Stadtmuseum, Oldenburg
Ergänzende Informationen zu Autor und Werk:
Philipp Weiss, geboren 1982 in Wien, studierte Germanistik und Philosophie. Er schreibt Prosa und Theaterstücke, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. 2009 nahm er mit seinem Text Blätterliebe am Ingeborg-Bachmann-Preis teil. 2011 gewann er mit seinem Stück Allerwelt das Hans-Gratzer-Stipendium; das Stück wurde am Schauspielhaus Wien uraufgeführt, wo er in der Spielzeit 2013/14 Hausautor war. Ein schöner Hase ist meistens der Einzellne gewann 2015 den Preis der Theatertage Lyon und erschien auf Französisch in den Éditions Théâtrales (Montreuil). Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen ist sein Romandebüt.
Pressestimmen
»Es ist frappierend, wie Bilder und Zeichen durcheinanderrauschen. Und es ist berauschend, welche Gedanken Philipp Weiss durch die Zeiten jagt.« Cornelia Geißler, Frankfurter Rundschau
»Philipp Weiss hat einen furiosen Debütroman in fünf völlig unterschiedlichen Büchern geschrieben: ... Dies ist ein Projekt, wie es noch keines gab.« Ekkehard Knörer, taz. die tageszeitung
»Es geht um alles und alles und nochmals alles. Wer das antike Epos für tot hält, kann sich nun eines Besseren belehren lassen. Philipp Weiss strebt dessen Renaissance an. Der Totalitätsanspruch von Literatur wird durchaus wieder vernehmbar.« Björn Hayer, Spiegel Online
»Dieser Tausendseiter ist ein beeindruckendes Debüt.« Christian Metz, Frankfurter Allgemeine Zeitung
» ... eine beeindruckende Großerzählung über Fortschritt und die drohende Selbstzerstörung der Menschheit.« Richard Kämmerlings, Die literarische Welt
»Wie der Autor uns über dieses seltsame Wesen Mensch staunen lässt ... , wie er uns diese hoffnungslos selbstverliebte Spezies bewundern und uns an ihr verzweifeln lässt; wie er bei alldem einen hochgradig sinnlichen, zugänglichen Text schafft ... , darin liegt die Größe dieses Menschheitsromans.« Daniel Graf, republik.ch
»Euphorie. Der junge Wiener Philipp Weiss hat mit seinem Debüt alle Dimensionen gesprengt.« Jana Volkmann, der Freitag
»Anthropozän, Big History – Begriffe wie diese schwirren durch die Welt, durch die Feuilletons und die Verlagshäuser. Philipp Weiss hat diese Themen in die Literatur versetzt, in einem vielstimmigen, lesenswerten und sehr originellen Romanwerk. Er hat eine Stimmung der Zeit getroffen – für alle, die sich die großen Fragen stellen und mit kleinen Antworten nicht zufrieden sind.« Mario Scalla, Hessicher Rundfunk
»Mit seinem ersten Roman springt Weiss, 36, gewissermaßen vom Halbfliegengewicht in die Königsklasse. ... Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen ist ein bedrückend waghalsiges Unterfangen. Endlich lässt einer die Koordinaten durcheinanderrutschen für das, was man als Debütant gemeinhin darf. Oder nicht darf. Nämlich Regeln brechen und Grenzen ausloten: literarische, formale, quantitative, ästhetische.« Wolfgang Paterno, profil
Preise
Rauriser Literaturpreis (Shortlist) 2019
21.12.2018
Philipp Weiss steht mit Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen auf der Shortlist für den Rauriser Literaturpreis 2019. Es wird die beste deutschsprachige Prosa-Erstveröffentlichung ausgezeichnet. Der Rauriser Literaturpreis wird seit 1972 vom Land Salzburg vergeben. Der Preis ist mit 8.000 Euro dotiert und wird zur Eröffnung der Literaturtage in der Pinzgauer Marktgemeinde überreicht.
Klaus-Michael-Kühne-Preis 2018
27.08.2018
Philipp Weiss erhält für seinen Roman Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen den Klaus-Michael Kühne-Preis 2018, der jährlich für das beste deutschsprachige Romandebüt des Jahres vergeben wird. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und soll junge Literatur fördern sowie ihre Bedeutung unterstreichen.
Die Jury begründet ihre Entscheidung folgendermaßen: »Philipp Weiss hat mit Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen einen staunenswerten Roman geschrieben, der uns mit seinem formalen Reichtum in Erinnerung ruft, was das Genre umfassen kann: buchstäblich alles nämlich. ... Er entfaltet – der Roman als Netzwerk – zwischen den verschiedenen Zeiten, Stilen und Themen ein virtuoses Spiel der Verweise.«
Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2018
12.07.2018
Philipp Weiss erhält den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2018 für seinen Debütroman Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen. Die Auszeichnung wird jährlich vergeben und ist mit 15.000 Euro dotiert.
In der Begründung der Jury heißt es: »In fünf verschiedenen Textgattungen, vom Tagebuch über die Transkription einer Tonaufzeichnung bis zur Graphic Novel, zwischen Europa und Japan, zwischen neunzehntem und einundzwanzigstem Jahrhundert, verfolgt Philipp Weiss mit seinem Romanzyklus Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen die Suche des modernen Menschen nach seiner Bestimmung und Zugehörigkeit in einer sich rasant verändernden Welt. Das expansive erzählerische Vorhaben ist ein literarisches Wagnis, das seine formale Entsprechung in den gleichermaßen kühnen wie tragischen Lebensentwürfen der Figuren findet. Die Leser, die sich auf diese herausfordernde Reise einlassen, werden mit einem beeindruckenden Reichtum an Sprache, Phantasie und Wissen belohnt. Ein wahres Zukunftsversprechen eines zweifelsohne sendungsbewussten Autors.«
Kontaktaufnahme
Zeit: 13. September 2019 um 19:00
Veranstalter: Akademie der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, 0441/770 14 31, akademie@kirche-oldenburg.de
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