Evangelische Akademien Deutschland
9. Juni 2021 | Evangelische Akademie Frankfurt

Internationale Begegnung trotz Corona – EU'll love it

Erstes europäisches Jugend-BarCamp online


Was haben Memes, finnischer Rap und slowenische Jugendpolitik miteinander zu tun? Bei einem BarCamp gibt es kein vorgeschriebenes Programm. Jede und Jeder kann einen Programmpunkt vorschlagen. Und so ergab sich eine veritable Wundertüte aus lustigen, überraschenden und nachdenklich stimmenden Inhalten – von Jugendlichen für Jugendliche, quer durch Europa.

Warum ein BarCamp und was ist das überhaupt?

Aber fangen wir am Anfang an. Was ist eigentlich ein BarCamp, und wie entstand die Idee, eines am 6. Mai 2021 unter dem Motto «young, european, online» zu organisieren? Die Antwort auf die zweite Frage könnte ganz kurz mit dem Wort «Pandemie» beantwortet werden. Keine Schulaustausche, kein Erasmusprogramm, teilweise geschlossene Grenzen zwischen europäischen Nachbarländern. Wie sollen europäische Jugendliche da miteinander in Kontakt kommen, fragten wir uns. Auch später werden nicht alle Jugendliche reisen können oder wollen (Stichwort Klimawandel). Also höchste Zeit, digitale Begegnungsmöglichkeiten zu erschaffen, die auch nach der Pandemie attraktiv bleiben.

Ein BarCamp erschien uns eine gute Idee, da es für ein Format steht, das viel Freiheit zulässt, an den Interessen der Teilnehmenden ansetzt und zur Interaktivität ermuntert. Bei einem BarCamp gibt es nämlich keine oder kaum eingeladene Referierende und keine harte Aufteilung in «Expert*in» und «Publikum». Stattdessen sind die Teilnehmenden gleich Teilgebende. Jeder und jede hat die Möglichkeit, Themen, Methoden und Fragen für eine sogenannte «Session» vorzuschlagen – eben zu dem, was sie interessieret oder worüber sie sich mit anderen jungen Europäer*innen gerne austauschen würden. Eine Session ist 45 Minuten lang und kann ein Workshop, eine Diskussion, ein Spiel, ein Brainstorming oder etwas ganz Anderes sein. Meistens leben sie davon, dass die Teilnehmenden sich aktiv einbringen und eigene Erfahrungen oder Meinungen teilen, mitdenken und mitdiskutieren. Nur die Grundstruktur der Veranstaltung steht im Vorhinein fest: ein «leerer» Stundenplan mit Zeitfenstern und virtuellen Räumen, der am Anfang der Veranstaltung gemeinsam anhand der Sessionvorschläge und des Interesses der Anwesenden gefüllt wird.

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Bandbreite – bei Themen wie Zeitzonen

Für unser BarCamp bedeutete dies ein herrliches Potpourri aus Themen und Vorhaben, zusammengesetzt von Menschen aus sieben EU-Ländern und drei verschiedenen Zeitzonen. Einige Sessions befassten sich mit europapolitischen Themen, beispielsweise eine Diskussion zur Zukunft Europas anhand eines selbstproduzierten Impulsvideos oder mit einer Spurensuche dazu, was der EU-Eintritt für eine Stadt wie Nowy Sącz in Polen bedeutete. Aber es gab auch kreative Angebote zu ganz anderen Themen wie z. B. ein graphisches Stille-Post-Spiel zu europäischen Idiomen oder das Erstellen eines eigenen Liedtexts zu einer finnischen Rapvorlage. Sich sein individuelles Programm zusammenzustellen und zu entscheiden, zu welcher Session man als nächstes möchte, war durchaus mit Abwägungen verbunden.

Vor allem aber bedeutete die Veranstaltung für die knapp 60 Teilnehmenden eine Chance, mitten in der Pandemie, einen Einblick in den Alltag ihrer europäischen Peers zu bekommen. Wer nahm von Zuhause aus teil? Wer saß im Klassenzimmer und wie sah es dort aus? Bei wem gab es Schuluniformen und wo war es am lautesten? Hier wurden kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten sichtbar und Eindrücke gewährt, die man sonst nur beim Reisen entdecken kann.

Graphische Vermittlung als niedrigschwelliges Kommunikationsmodell

Dass wir am Ende nicht nur Teilnehmende aus drei deutschen Städten erreichten, sondern auch aus Portugal, Österreich, Irland, Polen, Slowenien und Finnland, war für das erste Mal ein großer Erfolg. Das war eine der schwierigen Fragen, mit der wir am Anfang haderten: Wie erklären wir Jugendlichen im europäischen Ausland, worum es bei einem BarCamp geht und warum man da teilnehmen sollte? Um die Kommunikation zu erleichtern, erstellten wir Web-Seiten mit allen Infos auf Englisch und Deutsch und ließen auch einen Erklärfilm erstellen. Somit wollten wir ein niedrigschwelliges Informationsangebot griffbereit haben, in dem in gerade mal 72 Sekunden verständlich werden sollte: Was ist ein BarCamp und wozu ist es gut? Jede angemeldete Gruppe erhielt darüber hinaus auch das Angebot eines Online-Vortreffens, um sich mit der Technik bekannt zu machen, sich über Ideen für eine Session auszutauschen und sonstige Fragen zu klären. Somit war es in der Vorbereitung eine durchaus anspruchsvolle Veranstaltung – aber auch eine, die sich richtig gelohnt hat!

Das Video und die Web-Seiten bleiben erhalten, denn nächstes Jahr wollen wir es alles nochmal machen. Also schauen Sie gerne rein! We think EU’ll love it.

Ansprechperson: Dr. Stina Kjellgren