Evangelische Akademien Deutschland
30. Januar 2025 | Evangelische Akademien in Deutschland e.V.

Forum oder Faktor?

Theologisches Kolloquium 2025 in Berlin


Seit jeher ist es erklärtes Ziel und Aufgabe der Evangelischen Akademien, Diskursräume zu öffnen und Orte der Verständigung zu sein. Zugleich bringen sie eigene Positionen in gesellschaftliche Debatten ein, schon allein aufgrund ihrer Orientierung an den Zielvorstellungen kirchlicher Weltverantwortung. Ist man also primär Forum oder auch Faktor? Wie viel Positionalität ist sinnvoll, wie viel sogar notwendig? Und wo verortet man sich selbst in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft? Zu diesen Fragen traten die Evangelischen Akademien im Theologischen Kolloquium am 27. und 28. Januar 2025 in Berlin zusammen.

Den roten Faden des zweitägigen Kolloquiums bildete die Analogie der politischen Positionierung sowie des christlichen „Bekennens“ bzw. „Zeugnis gebens“: Ein Bekenntnis ist subjektiv und gibt das eigene Erleben wieder, zugleich hat es einen Gruppen- und Sachbezug. Metaphorisch war auch die Rede von einer „gelegten Spur, die hin zu einem Ereignis führt“. Doch wie und wann ist ein solches Bekenntnis angebracht oder geboten, insbesondere im Kontext politischer Bildung?

Hierzu wurde eine weitere Parallele gezogen, nämlich zwischen der heutigen Polarisierung sowie der auf die Reformation gefolgten Konfessionalisierung der Gesellschaft: Ist man für das eine, ist man gegen das andere; spricht man sich für A aus, lehnt man B ab. Eine solche Form des „konfessionellen Sprechens“ reduziert Komplexität drastisch und erschwert den demokratischen Diskurs. Durch ihre Bindung an demokratische Grundprinzipien ließe sich entsprechend für die Rolle der politischen Bildung ableiten, solchen Entwicklungen nicht nur entgegenzuwirken, sondern sich aktiv für die plurale Demokratie zu bekennen – erst recht dann, wenn diese infrage gestellt wird.

Was bedeutet dies für die Praxis? Kontroversität und Konflikthaftigkeit sind und bleiben inhärente Bestandteile der politischen Bildung, jedoch darf es keine Toleranz gegenüber Intoleranz und keine absoluten Wahrheiten geben. Eine Position, von der aus man die gesamte Gesellschaft überblicken kann, existiert nicht. Dies setzt wiederum für jedes Bekenntnis eine selbstkritische Eigenhaltung voraus sowie die Fähigkeit, Perspektiven zu wechseln und sich selbst zurückzunehmen. Auf dieser Basis möchte man auch in Zukunft Räume schaffen, in denen Menschen demokratisch streiten können.