Evangelische Akademien Deutschland
30. August 2017 | Empowered by Democracy

Von schreienden Arabern und unbeliebten Straßenfegern

Mit Graffitis, Videos und Theater kreativ gegen Vorurteile


Araber sind immer laut und Straßenfegern braucht man keine Wertschätzung entgegenzubringen!? Welche Vorurteile kennst du so oder warst du selbst schon einmal davon betroffen?

Kreativ gegen Vorurteile

Bei den 15 Jugendlichen, die an der Projektwoche der Evangelischen Jugendsozialarbeit (EJSA) Bayern, dem Verein für sozialpädagogische Jugendbetreuung (VSJ) Nürnberg und dem Medienzentrum Parabol teilnahmen, stellte sich bald heraus, dass eher der zweite Teil der Frage zutraf: Einige der jungen Menschen etwa sind aus ihrer Heimat geflohen und leben erst seit kurzer Zeit in Deutschland, wie zum Beispiel Almaz aus Äthiopien, Adil aus Pakistan, Naser aus Afghanistan oder Aland aus dem Irak. Sie kennen das, aufgrund ihrer Hautfarbe in der U-Bahn blöd angemacht oder bei der Ausbildungsplatzsuche schon am Telefon abgewiesen zu werden.

Aber auch Valeria oder Lukas, die in Deutschland geboren sind, haben schon am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, ausgegrenzt zu werden. Zum Beispiel weil man nicht so viel Taschengeld bekommt oder sich nicht die neuesten Klamotten leisten kann wie die Mitschüler*innen. Und natürlich haben Taylan, dessen Großeltern aus der Türkei eingewandert sind, oder Andy, der Kind russlanddeutscher Einwanderer ist, schon alles mögliche über „die“ Türken oder „die“ Russen zu hören bekommen.

Letztendlich trinkt jede*r das gleiche Wasser

Die Projekt-Teilnehmenden sind also mit ihren jungen Jahren fast schon prädestinierte Botschafter*innen gegen Vorurteile. Und das zeigten sie dann auch stolz bei der öffentlichen Präsentation ihrer Ergebnisse aus der Projektwoche „Aktiv gegen Vorurteile“.

Kreativ gegen Vorurteile - Projektwoche der der Evangelischen Jugendsozialarbeit (EJSA) Bayern

Graffitis gegen Vorurteile – letztendlich trinkt jede*r das gleiche Wasser

So haben Aland und Adil etwa mit weiteren Teilnehmern die beiden Kurzfilme „Der schreiende Araber“ und „Der Straßenfeger“ gedreht, in denen sie aufzeigen, welche alltäglichen Gründe es haben kann, dass auch arabische Menschen am Telefon lauter sind oder was man davon hat, wenn man dem Straßenfeger keinen Respekt entgegenbringt. Außerdem sind in einem Graffiti-Workshop acht Kunstwerke gegen Vorurteile entstanden. Auf diesen macht zum Beispiel Lukas mit einem Wasserglas, in das zwei verschiedenfarbige Strohhalme hineinführen, deutlich: Wir sind zwar alle unterschiedlich, letztendlich aber trinkt jede*r das gleiche Wasser.

Kreativ gegen Vorurteile - Projektwoche der der Evangelischen Jugendsozialarbeit (EJSA) Bayern

Im Theaterworkshop entstehen neue Freundschaften

Am eindrücklichsten ist das etwa zehnminütige Theaterstück, das vier Teilnehmende gemeinsam mit einer Theaterpädagogin erarbeitet haben. Andy, Naser, Luisa und Zekarias behängen sich dabei symbolisch mit Klischees aus Zeitungspapier, das sie aus Schubladen herausholen, sprechen in ihrer jeweiligen Muttersprache miteinander und verstehen sich doch. Am Ende befreien sie sich von den Klischees, indem sie sich gegenseitig und dem Publikum vorstellen und einen kleinen Einblick in ihr Leben geben.

Botschafter*innen für ein gutes Zusammenleben

Der Applaus für all die Ergebnisse und besonders die neu entstandenen Freundschaften führten dazu, dass die Jugendlichen große Lust haben, weiterhin thematisch in der Gruppe zu arbeiten. Die Maßnahme fand im Rahmen des Projekts „Empowered by Democracy“ des Bundesausschuss politische Bildung (bap e.V.) statt. Dank dieser Finanzierung wird es möglich sein, dem Wunsch der Jugendlichen zu entsprechen. Es ist geplant, sie als zertifizierte Botschafter*innen gegen Vorurteile und für die politische Jugendbildung und ein gutes Zusammenleben auszubilden.

Autorin: Dorothee Petersen