6. Februar 2018 | Kinderakademie
Martin Luther und die Veränderung der Welt
Eine Spurensuche zum großen Jubiläum
500 Jahre Reformation – was geht das Kinder von heute an und wie kann ihnen ein weit entfernt liegendes Geschehen nahe gebracht werden? Eine intergenerationell ausgerichtete Kinderakademie zu Martin Luther.

Szene aus dem Film „Entführt und versteckt“, Foto: Evangelische Akademie Loccum
Wie können Herrschaftsstrukturen des Mittelalters, die Rolle von Kirche und Staat, gesellschaftliche Umbrüche und Veränderungen von Glaubenshaltungen Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren verständlich gemacht werden? Wie können sie eine Ahnung von den Ängsten, Hoffnungen und Sehnsüchten der Menschen, von ihrem Mut und ihrer Verzweiflung bekommen? Und vor allem: Wo liegen Berührungspunkte für sie, Impulse zum Nachfragen, Aufgreifen und Gestalten?
Am Beispiel von Martin Luther
Nicht nur für Kinder, aber insbesondere für sie gilt: Historische Zusammenhänge, historisch wirksame Überzeugungen und Handlungsmotive können leichter nachvollzogen werden, wenn sie mit einer Person aus der Zeit verbunden werden können. Das Leben und Wirken von Martin Luther als einer zentralen Figur der Reformation bietet hier eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten; seine Glaubenserfahrungen und-zweifel, erlebte Zwänge und das Aufbegehren gegen das System Kirche können innere Bilder erzeugen, die Kindern eine ferne Zeit nahe bringen können.
Von welchem gängigen Gottesbild wurde Martin Luther in die Enge getrieben, und an welchen spätmittelalterlichen kirchlichen Praktiken nahm er aus welchen Gründen Anstoß? Über Stationen aus Luthers Leben wurden zentrale Fragen thematisiert, reduziert auf Elementares und Exemplarisches, um für Kinder nachvollziehbar zu bleiben. Hier gab es je kurze Einführungen in Bilder, kurze Texte, veranschaulichende Gegenstände und insbesondere eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Zwei Beispiele: „Ich mache meinem Ärger Luft!“ lautete der Titel der Station, die sich mit dem Thesenanschlag auseinandersetzte. Dazu verfassten die Kinder ihre eigenen Thesen über ihre Wut, Wünsche und Forderungen. Die bezogen sich auf empfundene Ungerechtigkeiten im Schulalltag ebenso wie auf gesellschaftliche Missstände. Die Station „Menschen um Luther herum“ gab in Form von Freundebüchern Einblicke in das Wirken von weiteren reformatorischen Kämpfer*innen. Diese ergänzten die Kinder um ihre eigenen Eintragungen.
Katholisch? Evangelisch! Oder?
Nach diesem Luther-und-ich-Kompakteinstieg konnten sich Kinder, ihre Eltern und Großeltern in dieser intergenerationell ausgerichteten Kinderakademie in Workshops mit einzelnen Aspekten aus Martin Luthers Wirken und Zeitgeschichte vertiefend befassen. So wurde die Erfindung des Buchdrucks als wichtige Quelle zur Verbreiterung von Luthers Schriften in einer Papierschöpf- und Druckwerkstatt buch-stäblich erfahrbar gemacht. Eine Gruppe begab sich in der Loccumer Klosterkirche auf Spurensuche, um nach „typisch“ katholischen und evangelischen Merkmalen zu suchen. Besonders spannenden Stoff bot der Filmworkshop, der sich mit der Entführung Martin Luthers auf der Wartburg beschäftigte. Der mittlerweile auf vielen Homepages veröffentlichte Film „Entführt und versteckt“ steht beispielhaft für die Intensität, mit der sich die Kinder in dieser Kinderakademie in den Stoff begeben haben und wie liebevoll und witzig sie ihn sich angeeignet haben.
Kontakt: Petra Steinberg-Peter