Evangelische Akademien Deutschland
21. Februar 2023 | Evangelische Jugendsozialarbeit Bayern e. V.

Desinformation entlarven

Methoden und Erfahrungen im Kontext des Krieges gegen die Ukraine


Welche Bilder und Nachrichten aus Kriegs -und Krisengebieten sind seriös? Was ist authentisch, was nicht? Wie kann ich die Situation vor Ort einschätzen, wenn die Quellenlage unübersichtlich und die Berichterstattung vor Ort lückenhaft ist? Um zumindest einen Teil dieser Fragen im Kontext der Arbeit mit Jugendlichen und Multiplikator*innen der Jugendsozialarbeit zu beantworten, konzipieren wir in der Evangelischen Jugendsozialarbeit Bayern Online-Formate, die sich gezielt mit dem Debunking (= Entlarven) und der Dekonstruktion von Desinformationskampagnen im Kontext des Ukrainekrieges beschäftigen. Dabei ist uns wichtig, den Teilnehmenden grundlegende Kenntnisse zu vermitteln, wie Informationen und Meldungen auf Social-Media-Kanälen auf ihre Authentizität überprüft werden können.

Desinformationskampagnen sind spätestens seit dem Beginn der Corona-Pandemie aus der öffentlichen Wahrnehmung kaum mehr wegzudenken. Gezielt oder auch unbewusst verbreite Falschmeldungen befeuern Verschwörungserzählungen. Bereits kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wurden die sozialen Medien – allen voran Instagram und TikTok – mit Videos und Meldungen zu der Kriegssituation geflutet. Hier zeigte sich deutlich, wie schwer sich Berichte und Meldungen im Kontext des Angriffskrieges überprüfen lassen.

In unseren Online-Workshops ließen wir die Teilnehmer*innen in Kleingruppen den Wahrheitsgehalt realer Meldungen aus dem Krieg in der Ukraine verifizieren. Die Prüfung des Social-Media-Kanals, von dem die Meldung stammt, war hierbei ein erster wichtiger Schritt. So kann recherchiert werden, ob dieser Kanal bereits mehrfach unseriöse Berichterstattung oder Falschmeldungen geteilt und verbreitet hat. Der praktische Faktencheck beinhaltete ebenfalls das Einbinden der Google-Bilder-Rückwärtssuche, um zu recherchieren, wann ein Bild zum ersten Mal im Netz veröffentlicht wurde. Ähnliches gilt ebenso für Videos. Google-Street View kann Aufschluss darüber geben, ob in den Meldungen erwähnte Gebäude, Straßen oder Plätze real existieren.

Diese und weitere praktische Hilfsmittel zur Überprüfung von Meldungen im Kontext des Krieges gegen die Ukraine beinhaltete unsere Workshop-Reihe, die wir im Laufe des Jahres 2022 immer wieder mit unterschiedlichen Jugendlichen als auch mit Erwachsenen durchführten. Dabei kristallisierte sich oft heraus, dass beide Zielgruppen zwar theoretische Kenntnisse zur Verifizierung von Meldungen und Nachrichten auf Social Media besitzen, aber gerade in der praktischen Überprüfung von nicht eindeutigen Informationen Unsicherheit herrschte.

Grundsätzlich waren sich alle Teilnehmenden einig, dass es unbedingt nötig sei, vor der Weiterverbreitung von Meldungen zum Ukraine Krieg den Wahrheitsgehalt der Informationen und Quellen zu überprüfen. Auch in einem Online Fachgespräch Ende Januar 2023 zur Vorstellung der Jim und Jim Plus Jugendstudie zum Umgang mit Fake News und Hate Speech, zeichnete sich unter den Teilnehmer*innen ein Konsens ab, dass eine gute Medien- und Quellenanalyse einen Grundpfeiler darstellt, um zukünftig die Eindämmung von Desinformationen und Verschwörungserzählungen voranzutreiben.

Kontakt: Johannes Scholz-Adam