Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung
Jugendliche stärken durch politische Medienbildung
Impulse der et-Jahreskonferenz
Die Jahreskonferenz der Evangelischen Trägergruppe (et) im historischen Augustinerkloster in Erfurt bot vier Tage lang Raum für intensive Auseinandersetzung mit einer zentralen Frage: Was kann und sollte politische Jugendbildung im Wahljahr 2025 leisten? Es gab informative Vorträge, offene Diskussionen und vor allem: konkrete Planungen für 2025.
Wie geht’s der Jugend?
Als Fachnetzwerk in der Kinder- und Jugendhilfe war die Frage „Wie geht’s eigentlich der Jugend?“ Ausgangspunkt jeder Diskussion. Melanie Weiser (Das Progressive Zentrum) stellte Kernerkenntnisse aus der Studie „Extrem einsam?“ vor. Sie plädierte für eine Entstigmatisierung und für einen offenen Umgang mit Einsamkeit, da diese mittlerweile ein gesellschaftliches und demokratisches Problem geworden ist. Besonders herausfordernd: bei Menschen, die sich häufig einsam, unverbunden und unverstanden fühlen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie antidemokratische Einstellungen haben. Da das Gefühl von Einsamkeit heutzutage mehr Jugendliche betrifft als ältere Menschen, ist es wichtig dieses Thema in der politischen Bildungs- und Jugendarbeit aufzunehmen. Ein vielversprechender Ansatz: Das Stärken von Selbstwirksamkeits- und echten Teilhabeerfahrungen.
Die anschließende Diskussion des 17. Kinder- und Jugendberichts unterstrich: Demokratie lebt von Zusammenhalt und dem Gefühl der Verbundenheit. Daher ist es dringend notwendig, dass Kindern und Jugendlichen Orte und Räume geboten werden, die sie selbst gestalten können und an denen sie Zusammenhalt und Selbstwirksamkeit erleben. Auch im kirchlichen Bereich sind in den letzten Jahren viele solcher Orte verschwunden. Umso wichtiger sind Formate der politischen Bildung und Kooperationen mit diversen Akteuren, die genau hier ansetzen und vielfältige Räume eröffnen.
Wie geht’s der Jugendbildung?
Der zunehmende Rechtsruck und die Angriffe auf die Demokratie fordern auch viel von den politischen Bildner*innen. Das et-Netzwerk sieht sich mit unterschiedlichen Arbeitsbedingungen und der stetigen Frage nach Kontroversität und Neutralität konfrontiert. Im Rahmen einer Positionierungsübung wurde dies besonders deutlich und bot direkten Anlass zur Diskussion, über den Auftrag politischer Jugendbildung, die Grenzen dieser und das Aushandeln, was nun besonders Priorität hat. Der offene Austausch hatte eine stärkende Wirkung.
Digitale Medien im Fokus
Welche Schlussfolgerungen ziehen wir aus der Tech-Oligarchen-Populismus-Allianz für die politische Bildung? Martin Fehrensen vom Social Media Watchblog zeichnete die Entwicklung von Social Media zu „Recommended Media“ nach. Besonders spannende Themen für die Weiterarbeit im et Netzwerk waren die Kommodifizierung und Hyperpersonalisierung, der Rückzug in private Messengergruppen, die Fragmentierung der Öffentlichkeit sowie Strategien populistischer Akteure, die durch Skandale und „Bullshit“ Aufmerksamkeit generieren. Um dagegen zu wirken, sind das Verstehen der Strukturen und die Entwicklung digitaler Medienwelt sowie die Förderung der digitalen Mündigkeit bei Jugendlichen Ansatzpunkte. Das ermuntert zur Weiterarbeit an innovativen Formaten zu Themen wie Algorithmen und Geschäftsmodellen, respektvollem Umgang im Netz oder Desinformation.
Innovative Projekte für 2025
Zwei neue Game-based Learning Methoden hat das et-Netzwerk in seinen Innovationsgruppen erarbeitet und auf der Jahreskonferenz vorgestellt:
- das Methodenset „Unbox it!“ mit sieben Modulen zur digitalen Mündigkeit
- das Serious Game „Mission Ganymed“ zum Thema Verschwörungserzählungen.
Die Fachtagung „Ready to pair – Spiele in der politischen Medienbildung“ bildet den Auftakt für den Jahresschwerpunkt Politische Medienbildung. Sie findet im März in Berlin statt und bietet Raum, um Methoden zu testen, sich mit Fachkräften zu vernetzen und über die Gestaltung von Lernarrangements zu reflektieren. Anmeldeschluss ist der 25. Februar 2025.
Neben den inhaltlichen Schwerpunkten der Jahreskonferenz boten Exkursionen zur Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße und zum Erinnerungsort Topf & Söhne wertvolle Eindrücke. Die Zwischenzeiten und Abende dienten als Gelegenheit zum kollegialen Austausch. Mit vielfältigen Impulsen und neuen Ideen im Gepäck startet das et-Netzwerk nun in ein herausforderndes, aber auch chancenreiches Jahr 2025.