Evangelische Akademien Deutschland
CJD Zentralbereich Theologie, Wertekommunikation und Persönlichkeitsbildung

Demokratie und Gesellschaft: Und wir? Mittendrin!

Filmprojekt mit jungen Menschen mit Beeinträchtigung zu Demokratie und Gesellschaft


Unsere Demokratie ist als Staats- und Lebensform herausgefordert. Populist*innen erstarken und extremistisches Gedankengut wird salonfähig. Gesellschaftliche Spannungen nehmen zu und viele verschiedene Krisen betreffen unseren Alltag. Gerade jetzt gilt es, sich für positive Zukunftsbilder, eine gelingende Transformation, ein solidarisches Miteinander und letztlich für die Demokratie selbst einzusetzen.

Junge Menschen zeigen immer wieder großes Engagement und werden von vielfältigen Angeboten der jugendpolitischen Bildungsarbeit angesprochen. Doch werden wirklich alle jungen Menschen angesprochen? Häufig sind junge Erwachsene mit Beeinträchtigungen nicht als Zielgruppe fokussiert und ihre Meinungen werden nicht in den Diskurs getragen. Der entstandene Videoclip „Demokratie und Gesellschaft: Und wir? Mittendrin!“ soll gerade dies ermöglichen und den Blick auf junge Menschen lenken, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. Dem Film gingen zwei eintägige Workshops in der Produktionsschule ERZ in Annaberg-Buchholz (Sachsen) und im Berufsbildungswerk Dortmund (Nordrhein-Westfalen) voraus. An beiden Orten werden junge Menschen mit Beeinträchtigungen und/ oder erhöhtem sozialpädagogischen Förderbedarf unterstützt und auf ihrem Weg ins berufliche Leben sowie zur gesellschaftlichen Teilhabe begleitet.

Innerhalb der Workshops wurde gemeinsam erarbeitet, was den Teilnehmenden wichtig ist, wo in der Gesellschaft sie sich selbst einmal engagiert haben oder für was sie sich einsetzen möchten. Dabei standen ihre individuellen Wünsche und Erfahrungen im Mittelpunkt und es wurde deutlich, dass sie mehr gefragt werden wollen und sich Räume zum Mitdiskutieren und Einbringen wünschen. Dazu benötigt es individuelle Unterstützung und Zeit. Doch dies lohnt sich, um unsere Zivilgesellschaft zu stärken. Letztlich trägt eine vielfältige und starke Gesellschaft auch zu einer Stärkung unserer Demokratie bei. Um diesen Begriff ging es im weiteren Verlauf des Workshops. Wie können wir Demokratie definieren? Wie und wo können wir teilhaben? Und warum ist es wichtig, sich auch unabhängig von Wahlen einzubringen? Die Teilnehmenden hatten viele Ideen und viel Wissen und es entstand eine lebhafte Diskussion.

Die unterschiedlichen Erkenntnisse und Sichtweisen sollten letztendlich im Rahmen von Interviews in den Videoclip einfließen. Doch wer traut sich, vor einer echten Kamera zu sitzen und seine Gedanken zu formulieren? Gemeinsam mit dem Filmteam, welches sich auf die jungen Menschen intensiv einließ, wurde das Setting besprochen, erste Probeaufnahmen gemacht und miteinander die Interviewfragen besprochen und vorbereitet. An beiden Workshoporten trauten sich am Ende 13 Personen, die Hälfte der Anwesenden, vor die Kamera. Warum nur die Hälfte? Hier werden die Herausforderungen der Teilnehmenden sichtbar. Ins Rampenlicht und die eigene Position sichtbar vertreten haben viele noch nie gemacht und sie trauen sich dies nicht zu. Sie sind unsicher in Ihrer Persönlichkeit und bleiben daher lieber fern, um nicht anzuecken und negativen Reaktionen vorzubeugen. Doch auch diese unsichtbaren und leisen Stimmen müssen in der Gesellschaft Gehör finden und den Teilnehmenden muss verdeutlicht werden, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft und in diesem Fall zu dem Videoclip leisten können. Dennoch war die Teilnahme am Workshop nicht an die Interviewteilnahme gekoppelt. Entstanden ist ein fünf-minütiger Film, der dazu einlädt, die Positionen der Interviewten zu hören und selbst zu Gesellschaft und Demokratie ins Gespräch und in die Reflexion zu kommen:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Neben dem Videoclip ist pädagogisches Begleitmaterial sowie ein Hintergrundvideo mit Konrad Magirius dem Projektverantwortlichen erschienen. In den Begleitmaterialen werden Hintergründe, Ziele für den eigenen Einsatz, Leitfragen für den gemeinsamen Diskurs sowie Methodenvorschläge vorgestellt. Somit soll der Einsatz des Films in den eigenen Kontexten unterstützt und Pädagog*innen ermutigt werden, um mit allen Zielgruppen über politisch-bildnerische Themen ins Gespräch zu kommen.

Der Film und die vorgestellten Positionen der Teilnehmenden zeigen, dass sie etwas zu sagen haben und sie sich einbringen wollen. Ihre Aussagen zeigen, dass die jungen Erwachsenen in Annaberg-Buchholz und Dortmund gesellschaftliche Fragen und Herausforderungen reflektieren und am Puls der Zeit sind. Dazu benötigt es passgenaue Angebote und Räume, in denen sich alle Menschen zielgruppengerecht einbringen können. Denn letztendlich kommt es in unserer Demokratie und Gesellschaft auf uns alle an.

Kontakt: Konrad Magirius