Jahrzehntelang galten die ca. 29 Millionen Kurden, die in der Türkei, Iran, Irak und Syrien leben, als Quelle für Instabilität. Heute, da diese Region von Staatszerfall, Auflösung und Aufruhr gekennzeichnet ist, hat sich die Lage der Kurden und die Rolle, die sie in der regionalen Politik spielen, erheblich geändert. Am deutlichsten wird diese Tendenz mit Blick auf die quasistaatliche kurdische Autonomieregion im Nordirak. Hier hat sich seit dem Sturz des Saddam-Regimes ein Handlungsfeld aufgetan, das auch von westlichen Staaten aktiv genutzt wird. Die bisherige europäische Außenpolitik im Nordirak ist jedoch wenig kohärent und hat oft einen ad-hoc Charakter (Deutschland liefert bspw. Waffen an die Peschmerga, aber gewährt keine Entwicklungshilfe). Selbst Experten fehlt der Überblick zu den verschiedenen Initiativen und Positionen der maßgeblichen europäischen Staaten, die sich im Nordirak engagieren. Angesichts des zunehmenden Bedeutungsgewinns dieser Region, die sich mit dem Niedergang des sog. Islamischen Staates und dem daraus entstehenden Machtvakuum noch weiter erhöht hat, wird die Notwendigkeit einer kohärenten europäischen Politik gegenüber der kurdischen Regionalregierung im Irak immer dringlicher.
Zeit: 15. November 2017 - 17. November 2017
Veranstalter: Evangelische Akademie Loccum, eal@evlka.de